Felsbrocken der Erleichterung

#41 – 22.09.2025

Samstag, 20.09.2025 – 1.FC Nürnberg – VfL Bochum . 2:1 (0:0)

Es müssen ganze Steinbrüche der Erleichterung gewesen sein, die den Verantwortlichen beim Glubb am späten Samstagabend vom Herzen gefallen sind. Nach einem Wechselbad der Gefühle steigt der gerade erst eingewechselte Adriano Grimaldi im Strafraum der Bochumer Gäste am höchsten und köpft nach einer Freistoßflanke zum 2:1-Siegtraffer ein. Das Max-Morlock-Stadion explodierte und endlich waren sie eingefahren: Die ersten Siegerpunkte der noch immer recht jungen Saison.

Es wurde aber auch Zeit. Denn das Clubfandasein glich in den ersten fünf Spielen der neuen Spielzeit einem wahren Horrorfilm. Nach vorne ging nichts und hinten fielen unnötige Gegentore – noch dazu nicht selten sehr spät und ohne Zeit zur Korrektur. An diesem Abend im Topspiel, das eigentlich ein Krisengipfel war, lief der Hase andersherum. Der Nürnberger Führung durch Julian Justvan ließen die destruktiven Gäste aus Bochum aus dem Nichts den Ausgleich folgen – tatkräftig unterstützt von einem kapitalen Fehler in der Hintermannschaft.

Vier Minuten vor dem Ende schien dieser Nackenschlag das Aus aller Siegesträume auf Nürnberger Seite. Wieder würde man erklären müssen, warum es erneut nicht gereicht hat. Wieder würde man erklären müssen, dass nur endlich mal der Knoten platzen müsse, um wieder Siege einfahren zu können. Doch eben nicht so mit dem 34-jährigen Sturmtank, der am letzten Tag der Transferperiode aus Paderborn an den Valznerweiher kam. Ironie der Geschichte: Antonio Grimaldi hatte bereits am letzten Heimspiel im Max-Morlock-Stadion teilgenommen (wenn auch nur auf der Ersatzbank), trug vor drei Wochen allerdings noch das Trikot des SC Paderborn und freute sich über ein torloses Unentschieden.

Nun also wurde der Deutsch-Italiener zum Matchwinner und ließ das Stadion beben. Miroslav Klose hat wieder einmal geliefert als es darauf ankam. Drei Wochen hat er die Mannschaft nun komplett zusammen und wer den FCN am Samstagabend hat Fußball spielen sehen, wäre als Außenstehender niemals auf die Idee gekommen, dass dort in den roten Trikots ein noch siegloser Tabellenletzter spielte. Der Bundesliga-Absteiger aus Bochum wurde zeitweise an die Wand gespielt und vor dem eigenen Tor eingeschnürt. Schon zur Halbzeit hätte es dringend 2:0 für den Glubb stehen müssen. Eine calibrierte Linie und zwei potentielle Torschützen, die sich gegenseitig den Ball wegschnappten, verhinderten dies.

Doch das Team von Miroslav Klose hat Moral bewiesen. Auch der späte Rückschlag durch den Bochumer Elfmetertreffen hat die Mannschaft nicht aufstecken lassen. Der Club war an diesem Abend einfach die Mannschaft, die es mehr wollte und die sich selbst dafür belohnte.

Ein kleines Stück weiter oben im Text schreibe ich, dass Miroslav Klose wieder geliefert hat und die drei Wochen genutzt hat, um aus seinen unzähligen Neuzugängen tatsächlich ein Team geformt hat, das Zweitligaspiele auch gewinnen kann. Auch die Mannschaft hat geliefert und sich an diesem Abend nicht aufgegeben. Das war schön und befreiend und wurde natürlich nach dem Spiel auch gebührend von den Fans gefeiert.

Nun wäre es dann noch schön, wenn Miroslav Klose und die Mannschaft nicht nur dann liefern würden, wenn sie müssen, sondern auch dann einmal, wenn sie einfach nur können. Denn raus dem Schlamassel ist man durch den einen Sieg mit Sicherheit noch nicht. Und so bietet sich der zweite Heimsieg in Folge eigentlich mehr als an, wenn es am kommenden Sonntag zu Hause gegen die Hauptstadt-Hertha geht.