Unregelmäßig und ganz bestimmt nicht immer das Neueste vom Neuen. Dafür aber garantiert gute Bücher. Absolute Lese- und Buchtipps also. Und diese Seite ist das Archiv. Alle Buchtipps, die ich bisher so vom Stapel gelassen habe.
Dörte Hansen – Zur See

Wer früher zur See gefahren ist, musste ein echter, harter Kerl sein. Und auch die Leute, die auf einer Insel irgendwo im Meer lebten, mussten hart im Nehmen sein. Heute ist das nicht mehr so. Zwar fahren noch immer hauptsächlich Menschen zur See, die hart im Nehmen sind, doch das Leben auf den Inseln hat sich in den letzten beiden Generationen grundlegend geändert. Lebte man früher vom Fischfang, sind es heute vor allem die Touristen, die das Geld bringen. Menschen auf der Suche nach dem rauen Leben und doch auch Grund für dessen Aussterben.
Wie sich das Inselleben verändert, beschreibt Dörte Hansen in ihrem großartigen Buch »Zur See«. Sie macht dies ohne große Geschichte, sondern verfolgt die Familie Sander und den Insel-Pfarrer Lehmann bei ihren alltäglichen Routinen. Das Leben auf den Inseln ist schon Veränderung genug – erst Recht, wenn ein toter Wal und ein unvorhersehbarer Schicksalsschlag dazwischenfunken.
Tana French – Feuerjagd

Die Irin Tana French ist mit Sicherheit eine der besten Erzählerinnen unserer Zeit. Spannend sind ihre Geschichten. Weil sie sich nicht an Erfolgsrezepten orientiert und ihre Thriller eben nicht immer damit enden, dass das Böse noch so böse sein kann, um auf den letzten Seiten dann doch wieder vom Guten besiegt zu werden. Tana French stellt sich die Frage nach dem Bösen und dem Guten gar nicht erst. Sie schreibt über Menschen – und somit über das Gute und das Böse, das uns allen innewohnt.
In »Feuerjagd« führt sie uns noch einmal in das kleine irische Dorf Ardnakelty, das schon im letzten Roman »Der Sucher« viel mehr als nur Kulisse war. Wieder sind der Aussteiger-Cop Cal und die mittlerweile 15-jährige Trey die beiden Personen, um die sich so Vieles dreht, obwohl sie eigentlich nur am Rand der Geschichte stehen.
Das Unheil beginnt, als Treys Vater Johnny nach vielen Jahren plötzlich wieder da ist. Allein durch seine Anwesenheit wäre er schon eine Bedrohung für die zarte Pflanze einer Vater-Tochter ähnlichen Freundschaft, wie sie Cal und Trey aufgebaut haben. Doch Johnny hat noch jemanden mitgebracht und gemeinsam mit seinem Bekannten bringt er mit einem Plan und windigen Versprechen das gesamte Dorf durcheinander…
Tana French hat mal wieder einen Krimi geschrieben, ohne einen Krimi zu schreiben. Die irische Erfolgsautorin interessiert sich nicht für plötzliche Wendungen, für künstlich hervorgerufene Twists oder künstlich aufgebaute Spannung. Tara French interessiert sich für die Personen, die Menschen in ihrem Buch. Sie lässt den Leder ins Innere blicken und braucht somit keine großen Erklärungen. Die Geschichte läuft, weil sie eine Geschichte der Menschen ist, die an ihr beteiligt sind. Und so klärt sich auch das Schicksal des Bruders – ohne, dass French auf die üblichen Klischees zurückgreifen muss, bei denen das Gute am Ende immer gewinnt.
Tana French – Der Sucher

Da ist der Polizist aus Chicago, Drogenfahnder, der in seinem Leben alles Elend der Welt gesehen hat. Und der seine Zelte in Amerika abbricht. Die erwachsene Tochter, die Ex-Frau hinter sich lässt, um in Irland ganz weit draußen auf dem Land ein verlassenes und heruntergekommenes Cottage zu kaufen. Fernab will er wieder zu sich kommen, der Aussteiger, wie er im Buche steht.
Doch während die Dorfgemeinschaft noch vorsichtig ihre Kreise um den neuen Bewohner macht, sucht ein 15-jähriges Kind den Kontakt. Der Polizist kann bestimmt helfen, denn das Kind vermisst seinen großen Bruder. Der hat sich eigentlich nimmer um alles gekümmert. Vor allem um die jüngeren Geschwister – seit der Vater einfach abgehauen ist und die Mutter hoffnungslos überfordert. Doch von einem auf den anderen Tag war der Bruder plötzlich weg und wenn ihn jemand finden kann, dann doch wohl ein ehemaliger Polizist…
Tana French hat mal wieder einen Krimi geschrieben, ohne einen Krimi zu schreiben. Die irische Erfolgsautorin interessiert sich nicht für plötzliche Wendungen, für künstlich hervorgerufene Twists oder künstlich aufgebaute Spannung. Tara French interessiert sich für die Personen, die Menschen in ihrem Buch. Sie lässt den Leder ins Innere blicken und braucht somit keine großen Erklärungen. Die Geschichte läuft, weil sie eine Geschichte der Menschen ist, die an ihr beteiligt sind. Und so klärt sich auch das Schicksal des Bruders – ohne, dass French auf die üblichen Klischees zurückgreifen muss, bei denen das Gute am Ende immer gewinnt.
Fatma Aydemir – Ellbogen

Die Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Türkin, die eigentlich Berlinerin ist, stammt zwar schon aus dem Jahr 2018, hat an Aktualität jedoch noch nichts verloren. Gerade wurde das Buch verfilmt und der Film hatte Anfang September 24 seinen Kinostart in Deutschland, nachdem er im Frühjahr auf der Berlinale lief.
Erzählt wird die Geschichte von Hazal, die gerade volljährig wird und nicht so recht weiß, wohin sie gehört. In Berlin geboren und aufgewachsen, ist sie in der Hauptstadt doch die Türkin und steht bei Vielem allein deshalb außen vor. Als ihr an ihrem Geburtstag die Sicherungen durchbrennen und sie nach Istanbul flieht, muss sie feststellen, dass sie dort überall die Deutsche ist.
Theodor Storm – Der Schimmelreiter

Wenn man gerade an der Nordseeküste unterwegs ist, kommt einem unweigerlich diese Novelle von Theodor Storm in den Sinn. Könnte man also auch mal wieder lesen. Zumal sie – wie in diesem Falle – als Ausgabe vom Hamburger Lesehefte Verlag nur 2,30 Euro kostet. Also: Mut zu alten Texten, die in ihrer Faszination nichts verloren haben und im Gegenteil noch viel großartiger wirken, wenn man denn selbst mal im Sturm am Strand der Nordsee entlang läuft.