Pure Erleichterung
#8 – 07.10.2024
Samstag, 05.10.24 – 1.FC Nürnberg – Preußen Münster . 3:2 (1:2)
Die Felsbrocken eines ganzen Mittelgebirges werden Miroslav Klose am Sonntag im Moment des Abpfiffs vom Herzen gefallen sein. In einem wahren Kraftakt und auch mit dem nötigen Glück bei der spielentscheidenden Situation ringt der 1. FC Nürnberg Aufsteiger Preußen Münster mit einem knappen 3:2-Sieg nieder. Die drei Punkte führen zum kollektiven Durchatmen, sind aber Mitnichten eine Kehrtwende.
Denn natürlich muss man bei aller Freude über den zweiten Heimsieg der Saison auch sehen, wen man da am Sonntagnachmittag niedergerungen hat. Bei allem Respekt: Preußen Münster ist kein Topteam der Liga und wird am Ende der Saison heilfroh sein, wenn man die Klasse halten konnte. Man hat beim Glubb im Max-Morlock-Stadion keinen Top-Gegner geschlagen.
Doch das wissen die Verantwortlichen natürlich. Genauso, wie es die Fans wissen. Umso wichtiger war dieser Sieg. Kommt man bei einer Niederlage gegen ein Topteam mitunter noch mit der Erklärung auf ein Niveau, das man nicht mitgehen könne, aus dem Schlamassel, wäre es bei einer Heimpleite trotz aller vorherigen Lippenbekenntnisse ungleich schwerer gefallen, den eingeschlagenen Weg noch als richtig zu verkaufen.
Dabei hatte der Sieg auch seine Überraschungsmomente. Dinge, die wir in dieser Saison noch nicht gesehen hatten. So sind die drei Punkte die ersten Punkte überhaupt in dieser Saison, die der FCN ohne ein vorheriges 0:1 geholt hat. Im Gegenteil: Man ging durch einen sehenswerten Treffer von Stefanos Tzimas schon nach acht Minuten in Führung. Die beste Grundlage also eigentlich, um das Spiel und die eigenen Nerven zu beruhigen.
Wie blank die Nerven auch in der Mannschaft inzwischen liegen, zeigte das, was dann kam. Statt in Ruhe auf das 2:0 zu spielen, lud man den Gegner dazu ein, das Spiel zu drehen. Und so stand es zur Halbzeit nicht etwa 2:0 für den FCN, sondern 2:1 für den Gast aus Münster.
»Nun, was soll’s?« wird der ein oder andere Fan mit Nerven wie Drahtseilen sich gesagt haben. »Wenigstens liegen wir hinten, sodass der FCN in der zweiten Halbzeit ordentlich aufdrehen kann.« Und tatsächlich: Gesagt – getan. Nach einer kurzen Anlaufphase in Durchgang zwei, startete die Mannschaft von Miroslav Klose plötzlich durch. Den Ausgleich erzielte der Ex-Münsteraner Caspar Janda nach starker Willensleistung sehenswert aus spitzen Winkel.
Als der Tscheche Ondrej Karafiat in der 78. Minute nach einem Freistoß mit dem Kopf zum 3:2 traf, war zunächst Geduld und Bangen angesagt. Der VAR überprüfte den Treffer auf Abseits. Um so größer war die Freude, als das Tor zählte und Nürnberg auf die Siegerstraße brachte.
Miroslav Klose kann nun in den nächsten beiden Wochen über die Länderspielpause in Ruhe arbeiten und sich und seine Mannschaft auf das Derby vorbereiten. Der Trainer ist lang genug im Fußballgeschäft, um zu wissen, dass ihm das Derby ungeahnte Möglichkeiten bietet. Mit einem Sieg gegen die Westvorstadt kann er sich selbst eine lange Zeit Ruhe verschaffen. Gleichwohl wird er wissen, dass in dieser Mannschaft eben auch noch viel Arbeit steckt. Das Wissen zum Glück auch die Verantwortlichen – im Gegensatz zu so manch einem Fan.