FußballSempf zum Glubb

Wie erwartet

#7 – 30.09.2024

Sonntag, 29.09.24 – Hannover 96 – 1.FC Nürnberg . 2:0 (0:0)

Seien wir ehrlich: Das Spiel in Hannover hätte man sich auch sparen können. Schicken wir die drei Punkte einfach gleich nach Hannover und konzentrieren wir uns auf das eminent wichtige Heimspiel in der kommenden Woche gegen Preußen Münster.

Natürlich musste man damit rechnen, dass es bei durchwachsenem Start in die Saison erste Diskussionen geben würde. Darüber, ob der Umbruch richtig gewesen ist. Darüber, ob die richtigen Leute geholt wurden. Und natürlich auch darüber, ob Miroslav Klose ein guter Trainer ist. Trotzdem – und das gebe ich ehrlich zu – überrascht mich die Vehemenz mit der inzwischen über den Weltmeister von 2014 diskutiert wird. Wobei »diskutiert« ja schon fast Schönrederei ist. Sein Rausschmiss wird unverhohlen gefordert.

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Wer solche Parolen mit grölt hat keine Ahnung von Fußball. Und ja, ich habe auch keine Ahnung vom Fußball. Ich habe nie in einer Profimannschaft gespielt, war nie Funktionär. Ich habe keine Ahnung, wie die inneren Abläufe bei de Entscheidern eine Erst-, Zweit- oder Drittligisten so sind. Aber für das Wohl des 1. FC Nürnberg hoffe ich inständig, dass die Verantwortlichen wirklich die Geduld zeigen, die sich gezwungen sehen, inzwischen nach außen vertreten zu müssen.

Der Glubb hat am Sonntag in Hannover hinten ein gutes Spiel gemacht. Und er hat nach vorne weiterhin alles vermissen lassen, was einen als Clubfan auf einen Torjubel hoffen lässt (nehmen wir die letzten fünf Minuten des Spiels mal raus). 180 Minuten ohne Torerfolg – das frustet. Mich auch.

Was mich allerdings noch sehr viel mehr frustrieren würde, wäre die Vorstellung, ich wäre an Miroslav Kloses Stelle. Da kommt man mit Vorfreude an seinen neuen Arbeitsplatz, stellt das eigene Renommee ganz hinten an, sucht nach Spielern, die zum Neuaufbau passen können (von Wunschspielern sei an dieser Stelle allein aufgrund der finanziellen Mittel des FCN gar nicht die Rede), betet dann die Litanei, dass diese Spieler Zeit brauchen, weil sie entweder mit Blessuren nach Nürnberg kommen oder sich erst an die Gangart in der besten zweiten Liga der Welt gewöhnen müssen und kriegt am Ende schon nach sieben Spieltagen um die Ohren gehauen, wie sehr man in Nürnberg Robert Klauß oder Michael Köllner vermisst. Lieber Gott, lass es Hirn regnen!

Natürlich ist der FCN in erster Linie Herzenssache! Aber ab und zu mal das Hirn dabei einschalten, schadet definitiv auch nicht. Mit jedem Spieler, der nach Verletzung oder Anpassungsschwierigkeiten ins Team rückt, verändert sich die Struktur dessen, was da auf dem Platz geschieht. Da heißt es eben auch mal: Ausprobieren, verwerfen und Mund abwischen. Sich da einen Christoph Daferner zurück zu wünschen, nur weil der in Dresden jetzt endlich drei Mal getroffen hat, entbehrt dabei jedem Realitätssinn. Der Mann passt halt gut ins Dresdener System und hätte bei uns wahrscheinlich weiterhin nicht einen Torschuss abgegeben. Hätte er nämlich die Stärke, sich nicht aufs System zu verlassen, sondern selbst den Unterschied zu machen – der FCN hätte ihn niemals gehen lassen.

Bleibt am Ende mal ein Blick auf die Tabelle. Der Glubb hat in der noch kurzen Saison bereits vier Mal verloren. Die eine Niederlage letzte Woche gegen die Hertha schmerzt mich als in Berlin lebender Glubbfan natürlich besonders. Doch die anderen drei Niederlagen? Gegen Platz zwei, drei und vier der aktuellen Tabelle. Nicht gegen irgendwelche Gurkentruppen. Im Gegenteil: Gegen die unmittelbaren Tabellennachbarn aus Ulm und Schalke hat man gewonnen. Und genau das sollte doch der Maßstab zu dieser Zeit der Saison sein. Erst einmal überhaupt Punkte holen gegen die Mannschaften, mit denen man sich im direkten Konkurrenzkampf befindet.

Wir werden diese Saison nicht 3:0 beim HSV gewinnen und auch eine Niederlage bei Fortuna Düsseldorf mag im Bereich des Möglichen liegen. Das Augenmerk sollte dann aber doch auf die Mannschaften gerichtet sein, die wir am Ende der Saison gerne hinter uns hätten. Und das ist u.a. der Aufsteiger aus Münster. Also los, Miro, auf geht’s, FCN. Hauen wir die Fahrradstädter aus dem Stadion und beenden wir endlich diese unnötigen Diskussionen darüber, ob man schon nach sieben Spieltagen sehen kann, wie gut ein grundlegender Umbruch funktioniert hat.

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