FußballSempf zum Glubb

Der Blick geht nach unten

#6 – 23.09.2024

Samstag, 21.09.2024 – 1.FC Nürnberg – Hertha BSC . 0:2 (0:1)

Will man dem Heimspiel gegen die Hertha aus Berlin unbedingt irgendetwas Gutes abringen, dann vielleicht das: Spätestens mit dem schwachen Auftritt gegen den ehemaligen Big-City-Club wissen wir, woran wir als Fans sind. Der Blick wird auch in dieser Saison eher nach unten gehen als nach oben.

Neuaufbau hin, Umbruch her – was die Mannschaft von Miroslav Klose am Samstag im Max-Morlock-Stadion auf den Rasen brachte, reicht am Ende der Saison vielleicht knapp zum Klassenerhalt. Zu mehr reicht es definitiv nicht. Denn war am letzten Wochenende gegen einen blauäugigen Aufsteiger das Glück tatkräftig auf Nürnberger Seite, so hat es gegen Berlin an allem gefehlt, was Hoffnung machen könnte.

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Nach vorne hat der 1.FC Nürnberg in den 90 Minuten nicht stattgefunden. Zwei – unter dem Strich harmlose – Torchancen entstanden eher zufällig. Ansonsten war das Stückwerk und ließ jede Gefährlichkeit für das Tor des Gegners vermissen. Oft ging das schon in der eigenen Hälfte los. Nach Balleroberung machte der Gegenangriff stets schon vor der Mittellinie erst einmal Halt. Von schnellem Umschaltspiel, von Überraschungsmomenten oder Ideen, die den Gast vor Probleme stellten, keine Spur.

Hertha BSC reichte eine durchschnittliche, fast biedere Leistung, um sich diesen Glubb vom Leib zu halten. Und das, obwohl die Berliner weder zu den absoluten Spitzenteams der Liga gehören und noch dazu mit einer langen Verletztenliste angereist waren. Wie wäre dieses Spiel ausgegangen, wenn Fabian Reese, Linus Gechter, Michal Karbownik oder Jeremy Dudziak hätten spielen können? Man will es als Clubfan gar nicht wissen. Es reicht schon die Erkenntnis, dass es selbst für Mannschaften, die man dem vorderen Mittelfeld der Liga zuordnen kann, beim FCN nicht reicht. Da helfen auch keine Durchhalteparolen oder der stoische Hinweis darauf, dass man sich nach dem Umbruch noch in der Findungsphase befindet.

Wir alle, deren Herz für den 1.FC Nürnberg schlägt, werden uns darauf einstellen müssen, dass es in dieser Saison nur wenige Mannschaften in der zweiten Liga gibt, mit denen wir mithalten können. Die Euphorie nach der Verpflichtung von Miroslav Klose ist verpufft und so sehr man dem sympathischen Weltmeister den Erfolg wünscht: er sollte schleunigst dazu übergehen, die Dinge zu benennen, wie sie sind. Im allerbesten Falle werden wir in dieser Saison irgendwo im hinteren Mittelfeld landen und uns zwischen Elversberg, Kaiserslautern und Braunschweig einreihen. Im Normalfall werden wir auch drei Teams in Liga zwei finden, die schlechter sind als wir und am 34. Spieltag hinter uns stehen.

Das Falscheste, was wir tun können, ist jetzt schon wieder in Panik zu verfallen. Die dritte Saisonniederlage hat wehgetan. Und wenn kein Wunder geschieht, wird am nächsten Sonntag in Hannover die vierte Niederlage folgen. Wer dann mit »Klose raus«-Rufen um die Ecke kommt, hat den Sport nicht verstanden. Unser Augenmerk muss dieses Jahr auf anderen Gegnern liegen. Auf Gegnern wie eben Elversberg, Braunschweig, Ulm oder Münster. Das mag schmerzen und man mag sich fragen, wo der FCN inzwischen gelandet ist.

Trotzdem ist dieser Weg durchs tiefe Tal ohne Alternative, wenn man beim Glubb wirklich mal etwas aufbauen will. Wohin es führt, wenn man die Ruhe nicht bewahrt, kennen wir aus eigener Erfahrung – und wir sehen es am Beispiel unserer guten Freunde aus Schalke. Purer Aktionismus führt im Fußball nicht weiter, sondern stets nach unten. Auf dem Weg nach oben sind in den letzten Jahren immer die Mannschaften, bei denen entweder das pure Geld regiert (das wir nicht haben) oder bei denen auch bei Rückschlägen in Ruhe gearbeitet werden konnte. Man schaue sich nur mal die Aufsteiger in die Bundesliga der letzten Jahre an.

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