Kein Grund zum Aufatmen

#39 – 01.09.2025
Freitag, 29.08.2025 – 1.FC Nürnberg – SC Paderborn . 0:0 (0:0)
In der Woche nach dem Offenbarungseid in Münster wurde es beim FCN nochmal turbulent in Sachen Transfermarkt. Erst konnte man die Verpflichtung von Ex-Paulianer Finn Ole Becker verkünden und dann ging es mit Caspar Jander plötzlich ganz schnell in Richtung Insel. Sahen die Clubfans in der Verpflichtung von Becker durchaus ein positives Zeichen, ließ der Verkauf von Jander nur einen Tag später gleich wieder aufschreien. Was machen die Herren in den verantwortlichen Positionen da eigentlich? Kaum stopft man sich das eine Loch im Kader, reißt man das nächste Loch wieder auf.
Es sei mir verziehen, dass ich an dieser Stelle ausgerechnet Bayern-Coach Vincent Kompany zitiere, der auf eine ähnliche Frage nach Gründen seltsamer Spielerwechsel (in diesem Fall ging es um Nick Woltemade) einem Journalisten schlicht antwortete: »Money!«
Der VfB Stuttgart freut sich über 90 Millionen Euro, der Club über 12 Millionen Euro: Für Spieler, die bisher mal gerade 12 Monate gezeigt haben, dass sie eventuell ganz gut sein könnten. Wünschen wir Caspar Jander, dass es ihm nicht so geht, wie vielen anderen jungen Clubspielern, die sofort das Weite gesucht haben, kaum haben sie beim FCN drei Mal hintereinander den Ball getroffen. Die Liste derer ist lang, die seitdem durch die Weltgeschichte tingeln und trotzdem bis heute mehr auf der Bank sitzen als durch beeindruckende Spiele auf sich aufmerksam zu machen: Shuranov, Löwen, Erras, Teuchert, Hack… Ein weiteres Jahr Übung beim Glubb hätte Euch sicher nicht wehgetan.
Aber, was soll’s? So ist das Geschäft – siehe Woltemade – und am Ende geht es eben allein ums Geld. Und was das angeht, für den FCN eben schon seit vielen Jahren ums nackte Überleben. Zwar wundert man sich als Fan schon so manches Mal, wo die Millionen aus den Transfers denn eigentlich so hinwandern, aber auch das ist ja schnell erklärt: Du bist eben nur Fan und hast vom Business keine Ahnung!
Und bei keiner Ahnung wären wir dann auch ganz schnell beim aktuellen Kader vom Club. Der hat nämlich keine Ahnung vom Fußballspielen. Gegen Paderborn konnte man zwar endlich den ersten Punkt der Saison einfahren und immerhin gegen ein Team punkten, gegen das man in der letzten Saison noch zwei Mal verloren hatte. Doch zu einem eigenen Treffer hat es dieses Mal wieder nicht gereicht. In Richtung gegnerisches Tor läuft da unter Miroslav Klose noch gar nichts zusammen. Das mag bis zum Strafraum noch vielversprechend aussehen, doch dann beginnt die große Flatter – ganz egal, wer von den unzähligen Stürmern im Kader dort vorne gerade steht.
So ist es ein Punkt und es bleibt ein Punkt. Ein Punkt, der zumindest Miroslav Klose den Arbeitsplatz über die Länderspielpause retten dürfte. Eine Länderspielpause, die er dann hoffentlich nutzen kann, um aus Stürmern auch Torschützen zu machen. Denn eines – und das muss und will ich an dieser Stelle jetzt einmal deutlich gesagt haben – ist beim Glubb dieser Tage sicher. Auch die Causa Jander hat dies mehr als eindeutig gezeigt: Miroslav Klose ist bei allem, was seit Saisonstart schief gegangen ist, die ärmste Sau im Dorfe. Die Spieler, die er braucht, kriegt er nicht oder sie werden ihm sogar verkauft. Und die Spieler, die er kriegt, sind – überspitzt formuliert – Leihspieler aus irgendwelchen dritten Ligen, nach dem Motto: So, nun entwickle sie mal schnell zu Top-Athleten….
Hoffentlich ist man sich beim Glubb dieses Widerspruches bewusst und lässt Miroslav Klose die notwendige Zeit – und gibt nicht irgendwann dem Druck der Öffentlichkeit nach. Denn der Fisch stinkt vom Kopf her. Wer bei der Qualität spart, kauft eben zwei Mal und wenn es überhaupt jemanden gibt, der aus der Ramschware, die der Glubb in diesem Sommer geholt hat, irgendetwas formen kann, dann ist es – zumindest in dem Rahmen, in dem der FCN sich bewegt – ein Miroslav Klose.