Der Club der späten Tore

#22 – 17.02.2025
Sonntag, 16.02.2024 – 1.FC Nürnberg – SVV Ulm . 2:0 (0:0)
Der 1. FC Nürnberg des frühen Jahres 2025 entwickelt eine ganz ungeahnte und vorher bei ihm nie gekannte Fähigkeit: Er wird zum Lucky-Punch-Monster, zum Club der späten Toren. Zum dritten Mal nacheinander entscheiden Treffer jenseits der 80. Minuten ein Fußballspiel zugunsten des Clubs. Ein Phänomen, dass man früher im schlechtesten Falle umgekehrt kannte.
Dieses Mal war es Caspar Jander, der in der 86. Minute mit einem wahren Traumtor aus der zweiten Reihe für die Vorentscheidung sorgte. Und als Neuzugang Janis Antiste in der Nachspielzeit zum 2:0 traf, brachen im Nürnberger Achteck mal wieder alle Dämme. Es ist eine wahre Erfolgswelle, auf der der FCN des Jahres 2025 bisher schwimmt. Und das liegt vor allem an einer Tatsache: Die Mannschaft glaubt an sich. Sie verzweifelt nicht. Weder bei Rückschlägen wie letzte Woche in Magdeburg, als aus einem zwischenzeitlichen 3:1-Vorsprung ein 3:3 wurde. Noch bei Geduldsspielen, wenn die Gegner gut stehen und das eigene Tor durchaus zu verteidigen wissen.
Der 1. FC Nürnberg des frühen Jahres 2025 weiß, dass er jederzeit noch ein Tor schießen kann. So ähnlich hat es Trainer Miroslav Klose nach dem Spiel gegen Ulm formuliert. Dafür gesorgt, dass der FCN dies kann, hat er mit seiner Arbeit. Denn späte Tore fallen nur dann, wenn man neben dem Glauben an sich selbst auch die nötige Kondition und Kraft noch hat. Und was dies angeht, scheint der Glubb mit seiner jungen, heißen Mannschaft momentan besser als viele Ligakonkurrenten aufgestellt.
Es bleibt nun abzuwarten, wie lange der Club auf dieser Erfolgswelle schwimmen kann. Positiv gesehen kann man sagen, dass man schon mit dem Auswärtserfolg in Magdeburg nicht unbedingt rechnen konnte. Negativ denkende Menschen haben schon vor Ulm gewarnt und eine Heimniederlage gegen den Aufsteiger in ihrer Kristallkugel gesehen.
Unbestritten wird das Spiel am kommenden Freitag in Berlin bei der Hertha kein einfaches Spiel. Beim Big City Club haben sie ausgerechnet vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club die Reißleine bei Trainer Christian Fiel gezogen. Neuer Mann an der Seitenlinie ist mit Stefan Leitl jemand, der die zweite Liga bestens kennt und mit seinen Studien der eigenen Mannschaft und des Gegners mit Sicherheit nicht bei Null anfängt. Auch war Leitl an seinen bisherigen Station keineswegs erfolglos. Mit der Westvorstadt ist er vor Jahren in die Bundesliga aufgestiegen und bei seiner Entlassung in Hannover im Winter hatten viele Menschen Fragezeichen im Gesicht, stand er mit 96 doch noch am 12. Spieltag der Saison an der Tabellenspitze der zweiten Liga.
Es wird also spannend sein, inwieweit Leitl die Diva aus der Hauptstadt in den wenigen Tagen in den Griff bekommt. Denn als sonderlich heimstark hat sich die Hertha in dieser Saison – ähnlich wie Magdeburg – bisher nicht gezeigt. Mit zwei Siegen aus 10 Spielen steht man in der Heimtabelle auf Rang 18. Genau wie eben der 1. FC Magdeburg vor dem Clubspiel. Die Bördestädter haben die rote Laterne beim letzten Spiel durch den ersten Heimsieg gegen den 1. FC Köln an die Hertha weitergegeben. Mir wäre es sehr lieb, wenn auch die Hertha erst im Heimspiel nach dem Club ihren nächsten Heimsieg feiert.