Der kleine Unterschied

#18 – 20.01.2025
Sonntag, 19.01.2024 – 1.FC Nürnberg – Karlsruher SC . 2:1 (1:1)
Es war eine wahre Explosion der Gefühle. In der Nachspielzeit zieht Florian Flick einfach mal aus der zweiten Reihe ab – und trifft tatsächlich! Das späte Glück ist gerade im Fußball das schönste Glück und so kannte der Jubel über den 2:1-Siegtreffer in letzter Sekunde keine Grenzen. Der 1.FC Nürnberg startet erfolgreich in die Rückrunde und bricht dabei so ganz nebenbei noch die Serie mit dem ersten Sieg in dieser Saison gegen ein Team, das in der Tabelle besser platziert ist.
Noch kurz vor Weihnachten hatte man beim Glubb von einer Krise gesprochen. Die Spiele wurden schlechter, die Ergebnisse blieben aus und die Niederlagen häuften sich wieder. Das letzte Spiel vor der Weihnachten gegen Eintracht Braunschweig war zum Krisengipfel ausgerufen worden.
Doch die Siege gegen Braunschweig und nun auch gegen den schwachen Karlsruher SC – der die Hinserie immerhin als Zweiter hinter Herbstmeister Köln abgeschlossen hatte – zeigen, wie schnell es in dieser engen Zweiten Bundesliga gehen kann. Sechs Punkte mehr auf dem Konto bedeuten zwar unverändert Platz elf, doch plötzlich sind es wieder nur noch sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer HSV. Richtig, der HSV, bei dem der Glubb Anfang November eines seiner besten Spiele gemacht hatte und nach dem man enttäuscht war, dass es im Volkspark nicht zu drei Punkten gereicht hatte.
So schnelllebig der Fußball nun mal ist, mag es da kaum wundern, dass der Blick bei den Fans nun wieder nach oben geht. Ein Auswärtsdreier auf Schalke, dann das Heimspiel gegen Darmstadt gewinnen und schon ist man wieder oben dran. Eine wunderschöne Träumerei, die in dieser verrückten Zweiten Liga durchaus Realität werden kann.
Nüchtern betrachtet muss man jedoch auch nach dem KSC-Spiel zusammenfassend sagen, dass sich in Bezug auf die Hinrunde eigentlich kaum etwas geändert hat. Der 1.FC Nürnberg spielt tollen Fußball, hat den Gegner im Griff und macht ganz einfach zu wenig aus den Gelegenheiten, die sich so fast zwangsläufig bieten. Dass es bis zur 36. Minute gedauert hat, ehe der Ball endlich im KSC-Netz zappelte, ist hier die Versinnbildlichung des Geschriebenen. Zu viele Chancen wurden vergeben. Längst hätte man 2:0 oder gar 3:0 führen können, wenn nicht müssen.
Stattdessen geschieht zunächst genau das, was auch in der Hinrunde nicht selten passiert ist: Plötzlich und aus heiterem Himmel trifft der Gegner zum Ausgleich. Der Glubb steht wie der viel beschriebene Depp da und findet auch in der zweiten Halbzeit trotz drückender Überlegenheit keine Mittel für einen erneuten Führungstreffer. Naja, zumindest bis zur 91. Minute als Florian Flick sich ein Herz nimmt.
Und vielleicht ist genau dies der kleine, aber feine Unterschied. Während man in der Hinrunde noch hätte mit dem Unentschieden zufrieden sein müssen, gelingt nun eben im Stile einer Spitzenmannschaft noch der Lucky Punch. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob dies auch weiterhin so geschieht und die Mannschaft von Miroslav Klose nun beginnt, sich das Glück zu erarbeiten und somit zu verdienen.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass der Karlsruher SC am gestrigen Sonntag nicht wie ein Zweitplatzierter aufgetreten ist. Die Badenser wirkten ideenlos und schwach – eher wie ein Abstiegskandidat, denn wie eine Spitzenmannschaft. Dies allein auf den Abgang von Budu Zivzivadze zu schieben, wäre wahrscheinlich zu einfach. Doch fehlen wird der Georgier dem KSC in der Rückrunde mit Sicherheit.
Da hat der Glubb etwas mehr Glück, dass er auch in der Rückrunde weiter auf die Dienste von Stefanos Tzimas zählen kann. Und wer weiß: Vielleicht macht ja am Ende einer langen Saison, in dessen Abschlusstabelle wahrscheinlich die ersten acht Mannschaften punktgleich einlaufen werden, genau dieser eine Spieler aus Griechenland den kleinen, aber feinen Unterschied.