Torlos gewonnen

#23 – 24.02.2025
Freitag, 21.02.2024 – Hertha BSC – 1.FC Nürnberg . 0:0 (0:0)
Ein torloses Unentschieden und trotzdem gewonnen! Wie soll das denn gehen? Beim Heimspiel aller Berliner Clubfans versteift sich der Glubb auf die Defensive und entführt einen Punkt aus dem Olympiastadion. Die Art und Weise, wie es dazu kam, kann man beim 1.FC Nürnberg durchaus als Fortschritt verbuchen.
Die Vorzeichen des Altmeisterduells hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite die Gäste aus Franken, die mit drei Siegen in Folge im Gepäck Richtung Hauptstadt gereist sind und in den Wochen seit dem Jahreswechsel wieder Tuchfühlung zur Tabellenspitze in Liga zwei hergestellt haben. Dem gegenüber ein Big-City-Verein, der gerade seinen Trainer entlassen hat, weil unter dem Strich zu wenig sportlicher Erfolg stand. Ironie der Geschichte: Der geschasste Trainer war erst zu Saisonbeginn mit sechsstelliger Ablösesumme vom Gegner losgeeist worden.
Christian Fiel ist also Geschichte in Berlin und nun soll es Stefan Leitl richten. Zweite Ironie der Geschichte: Leitl hat früher mal beim Gegner gekickt, ist als Trainer bei all seinen Stationen aber so etwas wie der Angstgegner der Nürnberger. Noch nie hat der 1.FC Nürnberg gegen eine von Leitl gecoachte Mannschaft gewinnen können.
Inzwischen wissen wir: Das hat sich auch am Freitag nicht geändert. Aber immerhin: Miroslav Klose hat mit seiner Mannschaft auch nicht verloren. Und genau darin liegt der Sieg der Franken. Denn noch in der Hinrunde wäre ein Spiel, wie es das Olympiastadion am Freitag gesehen hat, wahrscheinlich verloren worden. Die Gastgeber haben Gas gegeben und wollten ihrem neuen Trainer definitiv einen Sieg zum Einstand schenken. Allen voran Fabian Reese kannte die Leitl-Mannschaft nur die eine Richtung zum Nürnberger Tor. Doch der Glubb stand hinten sicher, ließ kaum etwas zu und war auch durch das hohe Pressing der Gastgeber nicht zu beeindrucken. Dass es am Ende an der Durchschlagskraft nach vorne gefehlt hat? Geschenkt!
Denn natürlich hat man als Clubfan auf den Lucky-Punch gehofft, der in den letzten drei Wochen immerhin neun Punkte bedeutet hat. Und Berkay Yilmaz hatte diesen späten Siegtreffer auch durchaus auf dem Fuß. Doch statt selbst zu schießen, hätte der Youngster besser noch einmal zu Stefanos Tzimas abgespielt. Der junge Grieche hätte völlig frei vor dem Hertha-Tor gestanden und die Lederkugel mit Sicherheit versenkt.
Aber apropos Youngster und junger Grieche. Der FCN ist am Freitag mit der jüngsten Mannschaft seit 1986 aufs Feld gegangen. Natürlich braucht eine solche Mannschaft Zeit zur Entwicklung. Dass sie den ersten Schritt in diesem Lernprozess inzwischen gegangen ist, hat sie am Freitag in der Hauptstadt bewiesen. Nicht umsonst titeln Kicker und Bild-Zeitung in Richtung wachsender Spitzenmannschaft. Um diesem Anspruch Herr zu werden, muss am nächsten Samstag Hannover geschlagen werden. Nur dann hat man die Chance, die vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz weiter zu verringern. Immerhin (und da schließt sich der Kreis): Hannover hat dem Club in der Winterpause den großen Gefallen getan und Stefan Leitl entlassen.