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Überfahrt und Ende

Alle schönen Dinge haben ein Ende und so auch meine Reise in den Norden Europas. Traumhaft schön war es, zum Teil unbeschreiblich. Fünfeinhalb Wochen unterwegs und die Zeit verging wie im Flug. Fast 3.000 Kilometer mit dem Auto unterwegs, fast 1.000 Kilometer auf dem Fahrrad. Vieles gesehen, sehr Vieles wahrscheinlich nicht.

Und dann steht man im Hafen in Trelleborg, wartet auf die Fähre nach Rostock und versucht, das Ganze noch einmal Revue passieren zu lassen. Das gelingt aber nicht so wirklich, weil es einfach wirklich so viele Eindrücke waren, dass ich teilweise mein Telefon als Diktiergerät benutzt habe, um Tagebuch zu führen. Schließlich will man sich am Ende ja gerne auch an die Kleinigkeiten ganz gerne mal zurück erinnern.

Für die Länge der Reise – sowohl in Sachen Kilometer schrubben, als auch in Sachen Reisetage – ist wirklich sehr wenig schief gegangen. Das war der Tag auf Sylt, an dem mein Fahrrad schlapp gemacht hat. Und der Tag in Göteborg, als ich vor lauter Baustellen und Umleitungen den Weg nicht mehr gefunden habe und selbst Google Maps nicht mehr helfen konnte. Da waren die diversen Campingplätze mit schlechtem W-LAN. Aber sonst? Alles Bestens! Und auch die aufgezählten Dinge habe ich am Ende ja überlebt.

Bemerkenswert finde ich, dass ich in all der Zeit nie einen Menschen getroffen habe, der mir auf den Sack ging. In Berlin rege ich mich mindestens einmal am Tag über irgendeinen Vollidioten auf (oder sagen wir: ich könnte mich aufregen – meistens lasse ich es nämlich bleiben). Auf meiner Reise waren alle freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Ganz egal, welche Sprache sie gesprochen haben, ganz egal, wo sie herkamen und wohin sie weiterfuhren.

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Irgendwann kommt sie dann – die Fähre und du weißt: Die letzten Stunden der Reise haben begonnen. Sechseinhalb Stunden dauert die Überfahrt nach Rostock und wie ich befürchtet hatte, darf man während der Überfahrt nicht einfach im Auto bleiben und sich z.B. eine ordentliche Mütze Schlaf gönnen. Aus Sicherheitsgründen heißt es – und ja, wenn die See ordentlich geht, kann ich das sogar verstehen. An diesem Montag ging die See aber nicht und die Fähre hat sich ihren Weg durch die Ostsee wie auf Schienen gesucht. Nicht eine Welle hat man auf dem riesigen Dampfer gemerkt.

Nun gut, also alles einpacken, was man in den nächsten sechseinhalb Stunden brauchen könnte und was man bereit ist, die ganze Zeit mitzuschleppen. Bei einigen Familien war dies der halbe Hausstand und im vorderen Bereich des Schiffes wurden im eigentlich als Bar gedachter Aufenthaltsraum ganze Lager aufgeschlagen.

Man sollte sich auf so einer Überfahrt in der Tat möglichst früh um einen Sitzplatz kümmern, wenn man nicht die ganze Zeit auf einem Außendeck verbringen will. Denn obwohl das Schiff im Grunde riesig ist und für meinen Teil das größte schwimmende Ding, auf dem ich mich je befunden habe, so sind Sitzplätze dann doch eher rar. Das liegt aber u.a. auch daran, dass die Stühle gerade im Restaurantbereich und in der vorderen Bar an Tischen arrangiert sind und man sich dann eben einen Stuhl wegnehmen muss, weil an einem Sechsertisch dann nur zwei Menschen sitzen. Ist ja überall so.

Positiv anzumerken ist, dass es der Crew völlig egal ist, ob du im Restaurant sitzt und trotzdem nichts bestellst. Es hängen zwar überall Schilder, dass auf den Verzehr mitgebrachter Speisen bitte verzichtet wird, doch die wenigsten Mitreisenden kümmerten sich darum und was will die Crew dann machen? Im Grunde war das Problem mit den eigenen Speisen auch hausgemacht, denn die Küche des Restaurants war nur ganz zu Anfang der Fahrt und dann erst wieder ab 20 Uhr geöffnet. Da hieß es also: Entweder gleich um 15.15 Uhr einen fetten Burger reinpfeiffen oder eben in der letzten Stunde der Fahrt. Hatte man – wie ich – um 18 Uhr oder um 18.30 Uhr Hunger, stand man auf ziemlich verlorenem Posten.

Ansonsten wird auf dem Kahn eigentlich so ziemlich alles geboten, was einem Menschen, der sich nicht mit sich selbst beschäftigen kann, die Zeit vertreibt. Es gibt ein Kino (das allerdings nur Kinderfilme zeigt und entsprechend ist mit Begleitlautstärke zu rechnen), ein kleines „Spielcasino“ mit den in Kneipen üblichen Geldspielautomaten (wer’s braucht…), ein Restaurant, eine Bar und eine Sonnenterrasse. Auch um die Kleinen wird sich gekümmert. Zu einem mit dem Kino, dann gibt es ein recht großes Spielzimmer mit kleiner Rutsche und kleinem Bällebad und zwei Mal kam während der Überfahrt der Hinweis über Lautsprecher, dass nun gleich ein Kinderprogramm startet und alle Kinder herzlich eingeladen sind.

Natürlich gibt es auf dem Schiff auch Kabinen. Diese wurden zu Beginn der Fahrt sogar noch einmal zu einem „extra günstigen“ Preis angeboten, weil sie nicht ausgebucht waren.

Wer also eine Rückzugsmöglichkeit sucht, sollte vielleicht über eine Kabine nachdenken und wenn man sich sowieso nur hinhauen will, kann/darf es ja auch mit Sicherheit eine Innenkabine ohne Fenster sein. Bucht man diese Kabinen vor der Reise, kosten sie für die Überfahrt ab 60 Euro. Wie günstig nun dieser „extra günstige“ Preis war, weil nicht alle Kabinen ausgebucht waren, habe ich nicht gefragt. Ein paar Euro wird das ausmachen, die man dann eventuell sparen kann, wenn man es drauf ankommen lassen will. Zu den Kabinen sei noch gesagt, dass man sie erst etwa eine Stunde nach Abfahrt beziehen kann und etwa eine Stunde vor Ankunft das erste Mal per Lautsprecherdurchsage dazu aufgefordert wird, die Kabinen nun bitte zu verlassen. Netto hat man also etwa viereinhalb Stunden Zugriff auf die Kabine.

Ich für meinen Teil habe mir die Zeit zuerst auf dem Sonnendeck vertrieben – mit Musik auf den Ohren und den Blick übers Meer gerichtet. Zwischendurch bin ich dann rein, weil mich der Hunger getrieben hat und dann habe ich das wirklich einwandfreie W-LAN an Bord missbraucht und mir eine Serie angeschaut. Fünf Folgen zu je 30 Minuten – passt doch perfekt auf so einer Reise. Zum Sonnenuntergang und zur Hafeneinfahrt bin ich dann noch mal aufs Außendeck und dabei ist mir dann aufgefallen, was für ein schöner Abschluss so eine Fährfahrt doch auch sein kann. Man muss halt das Beste daraus machen. Und über den Vorteil einer Fährfahrt gegenüber den teuren Brücken, habe ich ja hier schon geschrieben.

Ziemlich pünktlich sind wir dann in Rostock eingelaufen und hier hat der Wohnort Berlin dann seine Vorteile. Verlässt man das Schiff, ist man praktisch schon auf der A19 direkt in die Hauptstadt. Und wenn man – wie ich – eine Nachteule ist, fährt man die zweieinhalb Stunden nach der Ankunft um 21.45 Uhr dann eben auch noch nach Hause.

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