Campen in Schweden
Heute bin ich in Borås in der südschwedischen Provinz Västra Götalands län angekommen und weil nicht mehr wirklich Zeit war, die Umgebung bzw. die Stadt zu erkunden, habe ich das auf morgen verschoben. Und mir dann gleichzeitig gedacht, dass ich eigentlich auch mal was darüber schreiben könnte, wie es allgemein so ist, wenn man mit dem Camper (oder auch Wohnmobil) in Schweden unterwegs ist.
Nun, in aller erster Linie ist es natürlich überwiegend sehr schön, mit dem Camper in Schweden unterwegs zu sein. Die Landschaft ist außerhalb der Städte wunderschön und sehenswert und immer wieder kommt man an den verschiedensten Gewässern vorbei, an denen man sich denkt: Eigentlich müsstest du hier kurz anhalten. Sprich: Was quasi die Gegend angeht, hält Schweden in jedem Fall das, was es verspricht.
Auch die Fahrerei im Allgemeinen ist recht angenehm. Vor allem, wenn man in einem Camper unterwegs ist, der von Natur aus ja schon mal nicht so flitzt wie PS-starker Mittelklassewagen. Während man in Deutschland auf den Autobahnen jedoch schon beim Blinker setzen unruhig in den Rückspiegel schaut, weil während des LKW-Überholvorgangs bestimmt wieder jemand mit Lichtlupe von hinten angerauscht kommt (was bei mir dann allerdings immer bewirkt, dass ich den Fuß erst einmal vom Gas nehme, um den Überholvorgang noch ein wenig in die Länge zu ziehen), ist Autofahren in Schweden sehr entspannt. Das mag auch daran liegen, dass es erstens nur sehr wenige echte Autobahnen gibt und zweitens – bis auf wenige Ausnahmen mit einem Tempolimit von 120 km/h – sowieso nicht schneller als 110 km/h gefahren werden darf. Und die schaffe ich mit meinem Camper dann doch auch noch.
Trotzdem oder gerade deshalb sollte man in Schweden tunlichst darauf achten, die Höchstgeschwindigkeit auch einzuhalten. Denn sonst kann es sehr schnell sehr teuer werden. Schon bei kleinsten Überschreitungen drohen Bußgelder von 220 Euro und mehr. Und wer auf einer der vielen ausgebauten Landstraßen zu schnell unterwegs ist, dem drohen nicht nur Bußgelder – sie sind ihm oder ihr fast sicher. Denn alle paar Kilometer steht am Straßenrand ein fest installierter Blitzer. Gut zu erkennen und meist durch Straßenschilder schon angekündigt. Also, Leute: Fahrt nur so schnell, wie es erlaubt ist und dann passt das schon. Lasst das deutsche Autofahrer-Gen einfach zu Hause.
Es empfiehlt sich sowieso, stets aufmerksam zu sein, was die Geschwindigkeit angeht, denn so etwas wie eine Einheitsgeschwindigkeit gibt es nicht. Mal darf man auf Landstraßen 80 km/h fahren, dann in langen Abschnitten nur 70 km/h. In Ortschaften sind mal 50 km/h, mal 40 km/h, oft aber auch nur 30 km/h erlaubt. Ein echter Grund, warum in manchen Wohngebieten mit 50 km/h durchgebrettert werden darf und es in anderen mit 30 km/h eher gemächlich zugeht, hat sich mir nicht erschlossen. Da heißt es also: Aufmerksam bleiben.
Aber apropos zu Hause: Die schwedische Campingsaison geht von Mitte Juni bis Mitte August – und keinen Tag länger. Waren die Campingplätze in Schweden Anfang August alle noch voll, sind sie jetzt so leer, dass man sich seinen Platz oft frei aussuchen kann. Zwar sind hier im Drei-Kronen-Land noch bis Ende August Schulferien, doch nur wenige Schweden reizen diese bis zum Ende aus. Das liegt vor allem auch am Wetter. Denn ab Mitte August wird es in Schweden regnerisch.
Wer also eine Reise mit dem Camper, dem Wohnwagen oder auch mit dem Zelt durch Schweden plant, hat hier die Qual der Wahl: Entweder gut besuchte Campingplätze, dafür (im herkömmlichen Sinne) gutes Wetter. Oder aber genau die Abgeschiedenheit, die viele Menschen ja mit einem Urlaub in Schweden verbinden, dafür aber eben ab Mitte August die erhöhte Gefahr auf Regentage.
Natürlich gibt es – je mehr, je weiter man nach Norden kommt – auch Campingplätze, auf denen man in der Hochsaison unter Wenigen ist, doch da muss man ja dann auch erst einmal hinkommen.
Und damit wären wir dann beim letzten Stichwort: Wie kommt man überhaupt nach Schweden? Als reine Autofahrt ist dies tatsächlich nur über den Östersund zwischen Kopenhagen und Malmö möglich. Dort gibt es die Östersund-Brücke und man muss seinen Camper nicht auf irgendein Schiff verladen. Der Umweg über Dänemark lohnt aber nicht wirklich, wenn man nicht explizit auch Ziele in Dänemark hat. Denn die Brücke kostet Maut und die ist mit knapp 125 Euro für ein Wohnmobil über sechs Metern Länge schon recht happig. Zählt man dann das Benzin oder den Diesel dazu, den man für den Umweg verfährt, ist man weit über dem Preis, den man z.B. für eine Überfahrt zwischen Rostock und Trelleborg in Südschweden bezahlt. Das Ticket für die Überfahrt am kommenden Montag hat mich 79 Euro gekostet.
Daher mein letzter Tipp für heute: Macht euch über Fährverbindungen schlau. Trelleborg – Rostock habe ich schon genannt. Nach Swinemünde auf Rügen fahren die Fähren aus Südschweden auch. Und wer von Kiel abfährt, kann den Süden Schwedens gleich ganz überspringen und landet z.B. in Göteborg oder in Oslo. Allerdings sind diese Fährfahrten etwas länger und gleichen daher schon fast einer kurzen Kreuzfahrt. Die entsprechenden Preise gleich mit eingeschlossen.
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