Letzter Tag in Schweden
Wie heißt es so schön? Die guten Zeiten gehen immer am schnellsten vorbei. Und ganz genau so fühle ich mich nun am heutigen Abend. Fünf Wochen war ich unterwegs. Erst an die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern, dann weiter auf die Inseln Fehmarn und Sylt. Von dort dann über Kopenhagen, Malmö, Göteborg bis nach Oslo in Norwegen. Nun bin ich auf dem Rückweg und morgen geht es mit der Fähre dann von Trelleborg nach Rostock. Ankunft an der deutschen Ostseeküste wird um 21.45 Uhr sein und ob es dann noch nach Berlin zurückgeht, weiß ich jetzt noch nicht. Sehen wir einfach morgen.
Letzter Stopp hier in Schweden war Borås. Und das im Grunde auch nur, weil es auf halbem Weg zwischen Oslo und der Südspitze Schwedens liegt. So war zumindest ursprünglich mal der Plan. Dass ich hier nun heute noch meiner Fußball-Leidenschaft frönen durfte und mir ein Spiel der ersten schwedischen Liga angucken konnte, habe ich – ganz ehrlich – bei der Planung der Reise noch nicht auf dem Schirm gehabt.
Doch der Zufall wollte, dass IFK Göteborg nun ausgerechnet am heutigen Sonntag sein Auswärtsspiel beim sechsmaligen schwedischen Meister IF Elfsborg Borås austragen sollte. Und da es zwischen meinem Herzensverein aus Nürnberg und dem IFK eine Fanfreundschaft gibt (ich schrieb an anderer Stelle bereits darüber), war der Besuch im Stadion heute quasi ein Pflichtprogramm. Dummerweise krankt der IFK inzwischen genauso wie der Club und hat sich hier heute eine 1:3-Schlappe eingefangen.
Denen, die sich nicht unbedingt für Fußball interessieren, sei an dieser Stelle gesagt: Wenn man nicht gerade zu einem Auswärtsspiel von IFK hier Station machen möchte, kann man die Stadt auch getrost links oder rechts am eigenen Wegesrand liegen lassen. Die Stadt mit ihren rund 71.000 Einwohnern hat nun im Grunde nichts, bei dem man sagt: Muss man unbedingt gesehen haben. Borås ist eine Industriestadt irgendwo mitten in Schweden und bietet seine schönsten Aussichten am Öresjö – einem See, der etwa fünf Kilometer nördlich der Stadtgrenze liegt.
Ansonsten gibt es das Übliche: Eine Fußgängerzone, einen Stadtpark, ein Rathaus, mehrere Kirchen und mittendurch einen Fluss. In Kombination ist das mit dem Fluss und dem Stadtpark an lauen Sommerabenden mit Sicherheit sehr angenehm. Außergewöhnlich ist es nicht. Schaut man mal auf Deutschland und nimmt sich die 71.000 Einwohner, dann landet man in Lüdenscheid. Möchte man in Lüdenscheid Urlaub machen?
Nichts desto weniger hat sich der Halt gelohnt – eben verbunden mit meiner Lüdenscheid – pardon, Leidenschaft für Fußball. Borås und Göteborg liegen mal gerade 60 Kilometer auseinander. Das ist für ein Land, das sich von Norden nach Süden über 2.000 Kilometer erstreckt und flächenmäßig größer als Deutschland ist, ein Katzensprung. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung in der Borås Arena heute. Beide Fanlager sparten nicht mit Pyrotechnik und Schmähgesängen in die Gegenrichtung. Selbst Fanutensilien der Gegenseite wurden verbrannt. Ordentlich was los also. Der Support war durchgängig und wer einmal in England ein Fußballspiel gesehen hat, weiß, was das bedeutet.
Irritiert war ich ein wenig, weil die Leute in schwedischen Stadien tatsächlich Popcorn zum Fußball essen – und zwar in Unmengen und egal, ob auf der Sitzplatztribüne oder auf den Stehplätzen. Fußball als Kinoerlebnis – ist mir bisher so auch noch nicht in den Sinn gekommen. Insgesamt betrachtet, muss man jedoch sagen, dass die etwas mehr als 13.000 Zuschauer ordentlich Radau und Stimmung gemacht haben und mir meinen letzten Tag in Schweden durchaus versüßt haben. Nächstes Mal bitte noch IFK gewinnen lassen und alles ist gut.