Ein Tag in Göteborg
Ich weiß nicht mehr, wann es war und ich weiß auch nicht mehr, wer es gewesen ist. Aber irgendwann hat mir gegenüber mal jemand behauptet, Göteborg sei eine hässliche Stadt ohne jeden Flair. Alter Schwede! Dieser Mensch hatte aber mal sowas von Unrecht. Keine Ahnung, in welchem Göteborg dieser Mensch gewesen ist, aber in dem Göteborg an der schwedischen Westküste, in dem ich heute war, war er oder sie ganz bestimmt nicht.
Von meinem Campingplatz in Lilleby bis ins Zentrum von Göteborg sind es mit dem Fahrrad etwas mehr als zwanzig Kilometer. Die Fahrt ist ein ewiges Auf und Ab, mal den Hügel hoch, dann den Hügel wieder runter. Doch die Fahrradwege sind bestens ausgebaut und Wegweiser zeigen auch an den Radwegen immer den kürzesten Weg. Zumindest auf der ersten Hälfte der Strecke. Dann jedoch kommt eine Baustelle und das war’s dann mit der eindeutigen Richtung. Leider hilft auch Google als Navigator nicht weiter, da dem Kartendienst der Amerikaner die Baustelle vollkommen unbekannt ist. Also heißt es, sich von Straßenecke zu Straßenecke vorwärts zu tasten und zu schauen, dass man in der richtigen Richtung unterwegs ist.
Erst als ich die Alvsborgbron erreicht habe, bin ich mir wieder sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Die mächtige Brücke führt über den Göta Älv, das große Wasser, das mitten durch die Stadt fließt. Vom Ende der Brücke sind es noch etwa vier Kilometer bis ins Zentrum. Dieser Weg ist dann aber wieder gut ausgeschildert.
Mein Fahrrad habe ich dann am Stenpiren festgekettet und mich bei leichtem Nieselregen zu Fuß auf den Weg gemacht. Was blieb mir übrig? Göteborg auf einen Schöne-Wetter-Tag zu legen, war nicht möglich, da ich nur diesen einen Tag in Schwedens zweitgrößter Stadt hatte. Die Metropole an Schwedens Westküste lebt vor allem von ihrer Architektur und den imposanten Gebäuden. Man bekommt eine Idee, wie schön so manche deutsche Stadt heute noch aussehen könnte, wäre sie im Zweiten Weltkrieg nicht durch Luftangriffe zerstört worden. In Göteborg steht das alles noch und so sorgen die riesigen Häuser für imposante Straßenzüge.
Doch auch das Dolce Vita kommt in Göteborg nicht zu kurz. Die Lage am Wasser macht es wieder mal möglich. Das Möwengeschrei ist in der ganzen Stadt zu hören und verleiht allein dadurch Göteborg diesen maritimen Touch, der so wichtig für den Wohlfühlfaktor ist. Dazu kommen unzählige Cafés und Restaurants mit vielen Möglichkeiten, Essen und Trinken an der frischen Luft zu sich zu nehmen. Der Kungsparken, der sich wie eine Schlange durch die Stadt zieht und ebenfalls direkt am Wasser liegt, lädt zur Seelenbaumelei ein.
Und wer sich ein ganz besonderes Plätzchen für eine Pause gönnen mag, geht einfach in den
Trädgårdsföreningen und dort ins Palmenhaus. Am hinteren Ende der Palmen gibt es auf der linken Seite eine schmale Treppe, die nach oben auf den Balkon führt. Hier lässt es sich zwischen all den Palmen für eine längere Pause aushalten. Zumal es dort auf der Empore sogar kostenloses W-Lan gibt.
Kunst und Kultur kommen in Göteborg auch zu ihrem guten Recht, wenn auch Schwedisch-Kenntnisse hier absolut von Vorteil wären. Bleibt noch der Fußball, den ich im letzten Beitrag über Malmö ja schon angesprochen habe. Der einst große IFK aus Göteborg hat dereinst sogar zweimal den UEFA-Cup gewonnen. 1982 und 1987 war das. Heute rennt der Verein den früheren Erfolgen ein wenig hinterher und wäre unlängst sogar fast aus der ersten schwedischen Liga abgestiegen. Vom Leben alter Erfolge – was passt da besser als eine Fanfreundschaft nach Deutschland zum 1.FC Nürnberg. Und ja, ich habe im Stadtbild tatsächlich einige Aufkleber in rot-schwarz gesehen.
Nach einem großen Rundgang durch die Stadt habe ich am frühen Abend dann die Fähre über den Göta Älv genommen, um von dort in Richtung Campingplatz zu radeln. Die Fähre fährt direkt am Stenpiren in viele Richtungen. Daher sollte man darauf achten, welche Fähre man nimmt. Und man sollte auf die grüne Flagge auf der Fähre achten. Weht diese nämlich, ist die Fahrt über das Wasser kostenlos.
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