Die Katastrophe mit dem Internet
Ich bin mittlerweile auf Sylt gelandet. Was für eine schöne Insel. Auch der Campingplatz, auf dem ich mich für fünf Tage eingerichtet habe, lässt an sich keine Wünsche offen. Die Stellplätze liegen herrlich in der Natur, sind gleichzeitig jedoch auch gut geschützt gegen den Wind, der über die Insel fegt. Und das Schöne, wenn man sich im Süden der Insel aufhält: Links und rechts gibt es im wahrsten Sinne des Wortes Wasser. Etwas südlich von Rantum sind es vom Strand im Westen der Insel bis zum Wasser im Osten der Insel keine 500 Meter mehr. Es ist ja kein Geheimnis, dass Sylt immer kleiner wird. Die Naturgewalten nagen an der schmalen Insel und werden sie eines Tages ganz verschwinden lassen.
Also: Besuchen sie Europa, so lange es noch steht. Denn auch die anderen Annehmlichkeiten hier auf dem Campingplatz können sich sehen lassen. Es gibt ein asiatisches Restaurant am Eingang, einen Crêpes-Stand, der den Gaumen verwöhnt. Auch die sanitären Anlagen sind aller Ehren wert. Groß, geräumig und wunderbar sauber. Es gibt zudem Waschmaschinen, eine Hundedusche und die obligatorischen Waschbecken zum Geschirrspülen. Selbstverständlich kann man auch die in der Chemie-Toilette des Campers gesammelten Fäkalien loswerden und bevor man abreist, kann man problemlos sein Grauwasser ablassen.
An einem hakt es jedoch auch bei diesem Campinmgplatz – wobei ich betonen möchte: Es ist nicht das Problem dieses Campingplatzes, sondern das Problem so vieler Campingplätze, auf denen ich bisher war. Das Internet und Deutschland passen einfach irgendwie nicht zusammen. Irgendwann in Angela Merkels langer Amtszeit sind wir da falsch abgebogen und kriegen das bis heute nicht hin.
Unsere europäischen Nachbarn staunen ja schon nicht schlecht, wenn es heißt: »Ja, es gibt W-Lan. Das kostet dann aber extra.« Und endgültig die Haare raufen sie sich dann, wenn sie merken, wie es funktioniert: Nämlich oft gar nicht.
Immerhin: Die Anbieter weisen inzwischen darauf hin, dass man doch bitte vorher den Testzugang nutzen soll, um zu sehen, ob das Internet am eigenen Stellplatz verfügbar ist. Was dabei nicht einkalkuliert wird: Die wechselnde Windrichtung und die Anzahl der Nutzer, die gerade auf ihre Lieblingsinhalte im weltweiten Netz zugreifen. Je nachdem nämlich, wann man den empfohlenen Testzugang ausprobiert, kann es gut sein, dass dieser einwandfrei funktioniert. Hat man dann für 19,90 Euro (!!!) eine Woche Internetzugang über W-Lan gebucht, dreht der Wind und es geht nichts mehr. Spätestens am Abend, wenn alle vor ihrem Camper sitzen und sich auf dem Handy lustige TikTok-Videos ansehen, ist es dann auch egal, aus welcher Richtung der Wind kommt. Die Hotspots schaffen die Datenmenge hinten und vorne nicht und alles, was mit dem Internet zu tun hat, wird zur Geduldsprobe – wenn es am Ende denn dann überhaupt funktioniert.
Und natürlich wissen die Anbieter dies auch. Nicht umsonst steh überall in extra großer und dicker Schrift, dass einmal gebuchte Zugänge nicht zurückgegeben werden können. Das Ganze ist von vorne bis hinten eine Mogelpackung, weil wir in Deutschland noch immer nicht begriffen haben, dass das Internet inzwischen zu den Grundnahrungsmittel einer funktionierenden Gesellschaft gehört. Noch immer gibt es Leute, die mit allein mit der Erreichbarkeit des Internets ein Geschäft wittern und so lange wir diesen Damen und Herren nicht endlich in die Suppe spucken, in dem wir z.B. einfach überall einen Zugriff aufs Internet ermöglichen, so lange wird das Internet für uns Deutsche auch Neuland bleiben.
So sitze ich dann hier auf dem Campingplatz und möchte mir das erste Saisonspiel meiner Herzensmannschaft ansehen. Doch Pustekuchen: Der Wind steht schlecht, die Wolken sind dicht, das Bild verzerrt sich bis zur Unkenntlichkeit. Es fehlt an Datengeschwindigkeit. Nicht, weil das nicht möglich wäre. Sondern, weil es Geld kostet. Und damit die Gewinnspanne senken würde.
Weiß Gott, ich hätte das hier bestimmt nicht aufgeschrieben, wenn es nur hier auf dem Campingplatz so wäre. Die Erfahrung ist jedoch, dass es auf fast allen Campingplätzen so ist. Man guckt schon erstaunt, wenn das W-Lan im Preis mit drin ist. Natürlich hat man es auch dann über den Standplatz irgendwie mit bezahlt. Aber immerhin: Dort, wo das W-Lan im Preis mit drin ist, funktioniert es dann meist auch halbwegs. Oder sogar, wie bei meinem Stopp in Neustadt in Holstein bisher einmalig erlebt: Hervorragend.
Unter’m Strich kann ich nur sagen: Finger weg von W-Lan, das etwas extra kostet. Die Campingplätze geben das Anbieter weiter, die mit dem Anschluss Kohle verdienen wollen. Meist sitzen die Anbieter weit weg und sind natürlich dann, wenn es Probleme gibt, nicht erreichbar. Besser ist es, im eigenen Handytarif mal nach zubuchbaren Optionen zu schauen. So gibt es Mobilfunkanbieter, die Pakete anbieten, in denen man eine Woche lang uneingeschränktes Datenvolumen hat. Das kostet dann 9,99 Euro und ist damit noch dazu günstiger als jeder W-Lan-Anbieter zwischen Sylt und Berchtesgaden. Am Handy dann den Hotspot an und schon kann auf dem Laptop losgelegt werden, ohne dass einem der Wind oder andere TikTok-Streamer dazwischen kommen können.
P.S. Neben dem Fußballspiel, dass mich einfach interessiert hat, muss ich mitunter auch mal größere Datenmengen wie eine Videodatei übertragen… Frag nicht nach Sonnenschein….
P.P.S. Am Mittwoch fahre ich weiter nach Dänemark. Bin sehr gespannt, wie es dort mit dem Internet ist. Ich werde berichten.