Vergnügen am Meer
Vom südlichsten Punkt der Tour ging es quasi mit Scheuklappen an allen Sehenswürdigkeiten der Strecke vorbei bis an den nördlichsten Punkt der Tour. Irgendwo dort am Meer liegt Blackpool. Ein knallbuntes, leicht herumgekommenes Seebad für die hart arbeitende Bevölkerung Nord- und Mittelenglands. Nirgendwo lässt sich das hart verdiente und immer knappe Geld besser auf den Kopf hauen als in dieser vergnügungssüchtigen Stadt.
Auf den zweieinhalb Kilometern vom Nordpier zum Südpier reiht sich eine Spielhalle an die nächste. Hier blinkt und blitzt es, dass man sein Geld liebend gerne mit beiden Händen zum Fenster rauswirft. Schließlich liest man ja überall, dass man genau an diesem Automat die besten Gewinnchancen hat und seinen Einsatz ruckzuck vervielfacht hat. Es ist ein klein wenig wie in Las Vegas. Und wer den Verlockungen widerstehen kann, hat mit Sicherheit großes Spaß dabei, die Leute zu beobachten, wie sie in der Hoffnung auf den großen Gewinn auf die letzten Münzen noch in den einarmigen Banditen schmeißen.
Das Gefährliche daran: Anders als in Las Vegas wirbt man in Blackpool damit, das man nicht um die großen Summen spielt, sondern um kleine Beträge. Die Ausgaben sind gering, können sich als Verluste aber natürlich trotzdem zu horrenden Summen aufaddieren.
Als vernünftiger Mensch wirft man also nur mal einen Blick in die Vergnügungspaläste und genießt ansonsten einen ausgiebigen Sparziergang auf der anderen Seite der Promenade. Wie der Straßenname nämlich schon verrät, geht es hier direkt am Meer entlang. Und irgendwo dort hinter dem Horizont liegt Irland.
Unbedingt einen Besuch wert ist der »Blackpool Tower«. Das kostet zwar ein bisschen was, wenn man mit dem Fahrstuhl ganz nach oben fahren will, aber die Aussicht dort oben ist jeden Penny wert. Man blickt hinab auf eine Stadt am Meer, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat, sich momentan aber über alle Maßen anstrengt, den Turnaround wieder zu schaffen. Blackpool hat eine der höchsten Arbeitslosenraten im Vereinigten Königreich. Prozentual gibt es hier die meisten Sozialhilfeempfänger in Großbritannien und nirgendwo in England leben so viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Wer hier einen Zusammenhang sieht, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in Blackpool etwas zwei Jahre unter der des restlichen Königreiches liegt, ist vielleicht einer großen Sache auf der Spur.
Im Grunde erinnert Blackpool an eine alternde Hollywood-Diva, die sich mit Schminke und Schönheitsoperationen den Schein der Jugend zu erhalten versucht und dabei nicht verstanden hat, dass auch die Spuren eines langen und intensiven Lebens ihre Schönheiten haben.
Mehr als intensiv verspürt man diesen Charme des Alten übrigens in »The Regent«. Ein Antiquitätengeschäft, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Untergebracht in einem alten Kino (daher der Name) gibt es hier alles, was alt ist und schon mindestens einen Vorbesitzer hatte. Die Auswahl fängt hierbei bei Möbeln und Geschirr an und hört bei Fußballtrikots und anderen Klamotten auf. Und natürlich gibt es auch allerhand Nippes, Schallplatten und andere Tonträger, Bücher, Bilder und alles, was sonst noch Kunst ist. Ein Besuch lohnt in jedem Fall. Siehe: www.theregentblackpool.co.uk
Unzählige, weitere Bilder von meinen Reisen findet man übrigens immer auch unter www.fotografie.zettkowski.de. Schau doch mal vorbei.