Über Stuttgart nach Heidelberg
Wie es der Zufall so will, ergeben sich auf Reisen manchmal eben genau solche. Auf dem Weg von Nürnberg nach Heidelberg war ein Zwischenstopp in Stuttgart eingeplant, um eine gute Freundin zu besuchen. Doch wie es der Zufall eben so wollte, war ein Kumpel, den ich in Nürnberg am Wochenende verpasst hatte, zu Wochenbeginn gerade in Stuttgart und so lohnte der Zwischenhalt in der Schwabenmetropole gleich doppelt.
Für mich war es ein wenig ein seltsames Gefühl, denn ich habe Ende der 1990er drei Jahre in Stuttgart gelebt bzw. wegen meines Studiums in Stuttgart leben müssen. Nach Ende des Studiums war ich ganz genau ein Mal wieder in der Stadt – für einen Abend. Und nun fuhr ich also ganz freiwillig und sogar mit einer gewissen Vorfreude in die baden-württembergische Landeshauptstadt, die ja eigentlich nur ein Dorf ist. Stuttgart und ich sind nie richtig warm miteinander geworden. Im Gegenteil.
Auch der Kumpel war nicht ganz freiwillig in Stuttgart, sondern wegen einer Messe dort. Ich also auf die Messe – ohne jede Ahnung, was mich erwartete. Irgendwas mit Gastro und Essen hatte sie zu tun. Zum Glück wusste der Kumpel, wo er mich hinführen muss. Auf dem Gelände gab es eine riesige Halle, in der sich alles ums Bier drehte. Wo sonst sollte ich mich also wohlfühlen?
Nachdem ich am Abend dann die Freundin getroffen hatte, fuhr ich am Dienstag weiter nach Heidelberg. Anlaufpunkt war ein Wohnmobilstellplatz am Rande der Stadt. Nichts für Leute, die campen wollen, doch ideal für Leute, die die Stadt erkunden wollen. Sanitäre Anlagen sind vorhanden, Strom und Frischwasser auch und Grauwasser und Toilette kann man auch entsorgen. Nicht weit von dem Stellplatz fährt die Tram direkt in die Innenstadt.
Da ich in Stuttgart bereits um 10 Uhr von meinem Stellplatz runter musste, war ich heute ziemlich früh hier. Der Stellplatz in Heidelberg war fast völlig leer. Im Frühling und Sommer sieht das hier bestimmt anders und vor allem voller aus. So aber konnte ich mir den Platz aussuchen, den Wagen an den Strom anschließen und bin dann direkt Richtung Innenstadt los.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang musste ich dann meine bisherige Meinung über Heidelberg revidieren. Ich war vor Corona mal für einen Tag hier gewesen und damals war ich enttäuscht. Dafür, dass Heidelberg so gelobt wurde als wunderschöne Stadt, fand ich die schönen Ecken bei meinem letzten Besuch eher übersichtlich. Seit heute nun weiß ich: Ich bin damals falsch abgebogen. Zu der Zeit war ich noch mit dem Auto unterwegs und hatte den Wagen mitten in der Stadt abgestellt. Doch statt von meinem Wagen in Richtung Altstadt und Schloss zu gehen, bog ich damals in Richtung Fußgängerzone ab und landete schließlich recht enttäuscht am Bismarckplatz.
Dieses Mal kam ich vom Bismarckplatz und war somit von Anfang an in die richtige Richtung unterwegs. Denn seine wirkliche Schönheit zeigt Heidelberg erst hinter der Fußgängerzone rund um die alte Brücke bis hin zum Schloss. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie mir das damals passieren konnte, dass ich – ohne es zu merken – die ganze Zeit in die falsche Richtung unterwegs war.