Glück gehabt
Seit ein paar Tagen bin ich nun wieder im Wohnmobil unterwegs und am Ende der Reise soll es bis nach Norwegen hoch in den Norden gehen. Da jedoch der Weg auch schon oft das Ziel ist, brettere ich nicht in einem Affenzahn da hoch, sondern lasse mir Zeit. Die erste Nacht habe ich kaum 200 Kilometer von Berlin entfernt in Plön am See verbracht.
Bis heute war ich nun drei Tage in Boltenhagen an der Ostsee. Das kleine Städtchen in Mecklenburg-Vorpommern bietet alles, was das Tourismus-Herz höher schlagen lässt. Einen kilometerlangen Sandstrand inklusive unausweichlicher Seebrücke, unzählige Hotels und Ferienwohnungen, sowie ein kleines, schmuckes Zentrum, durch das man schlendern kann. Hier kann man sich entweder im kleinen Park ausruhen oder sich in eines der unzähligen Cafés setzen. Die Boutiquen vor Ort sind dieselben Boutiquen wie in allen anderen Ferienorten auch und locken natürlich immer mit echten Schnäppchen. Da interessiert dann auch nicht, dass es den Pulli, der von 90,- auf 60,- Euro runtergesetzt ist, zu Hause auch für 40,- Euro gibt. Es ist ja schließlich Urlaub und da kommt es auf den Euro nicht an.
Ich für meinen Teil bin lieber Fahrrad gefahren. Das kann man nämlich rund um Boltenhagen sehr, sehr gut. Egal, ob zur Steilküste raus, die etwas nördlich des Ortes liegt oder in den Süden zur Weißen Wiek, wo sich der Yachthafen befindet – die Fahrradwege sind bestens ausgebaut. Man muss sie sich jedoch mitunter mit den Fußgängern teilen. Auch ein Ausflug nach Wismar oder ins direkte Umland nach Klütz sind mit dem Fahrrad bestens machbar. In Klütz kann man sich dann noch das Schloss Bothmer ansehen.
Es waren drei gelungene Tage, doch diese drei Tage haben dann auch gereicht. Wer gerne einfach nur am Strand liegt, kann dann auch gerne länger bleiben.
Mein böses Erwachen kam dann gestern in Form einer Mail. Der Campingplatz auf Fehmarn freut sich auf mein Kommen am Freitag. Ich freue mich auch, aber Moment mal – am Freitag? Heute ist doch Donnerstag. Wer hat da denn bei der Buchung mal wieder geschlafen? Mein lieber Paul, Augen auf bei den Daten! Aber bei fast sechs Wochen Tour durchbuchen, kann man doch schon mal durcheinanderkommen, oder nicht?!
Wie auch immer – ich brauchte also einen Platz zur Übernachtung und normalerweise ist das in einem Wohnmobil auch kein Problem. Zur Not hilft die gute alte Raststätte an der Autobahn oder natürlich viel lieber ein idyllischer Platz irgendwo fernab jeder Zivilisation im Nirgendwo. Das Problem: Ich fahre gerade an der Ostsee entlang. Hier gibt es kein Nirgendwo und die einzige Autobahn in Richtung Puttgarden hat keine Raststätten.
Ich habe mich dann also doch mal umgesehen und siehe da, Glück gehabt. Geht man die Strände der Ostsee in Schleswig-Holstein durch, fallen einem die Orte Travemünde, Timmendorfer Strand, Grömitz oder Dahme ein. Hier gibt es auch unzählige Campingplätze. Doch natürlich sind diese in den Sommermonaten alle schon mindestens seit Frühjahr restlos ausgebucht.
Wohin also mit meinem Wohnmobil und darin mit mir selbst? Ein Tipp: Neustadt in Holstein. Das ist das Städtchen, das vor allem durch den Hansapark bekannt ist. Und das ist das Städtchen, bei sich jeder fragt: Warum soll ich für meinen Ostseeurlaub dort hin? Denn genau genommen liegt Neustadt gar nicht an der Ostsee, sondern etwas versetzt nach hinten an einem Meeresarm.
Für viele Urlauber in ihrem Wohnmobil ist das schon genug, um einen großen Bogen um Neustadt zu machen. Ätsch, kann ich da nur sagen. Ein Stadtteil von Neustadt ist nämlich Pelzerhaken. Und das liegt auch direkt an der Ostsee. Kennt nur keiner. Naja, bis auf die, die als Dauercamper mit ihren fest installierten Wohnwagen seit Jahren die Campingplätze direkt am Strand blockieren. Und mit direkt am Strand meine ich direkt am Strand. Quasi aus dem Wohnwagen fallen, einmal kurz über den Fußweg und ich bin am Strand.
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Wenn man aber – wie ich – zu blöd zum Buchen ist und mit seinem Wohnmobil nach einer Bleibe für die Nacht sucht, der fahre einfach nach Pelzerhaken und dort immer den Schildern in Richtung »Wohnmobilstellplatz Ostsee« folgen. Hier findet sich unweit vom Strand ausreichend Platz – und siehe da: Ich hatte Glück und konnte meinen Buchungsfehler mit ein bisschen Spürnase wieder auswetzen. Der Stellplatz bietet nämlich im Grunde alles, was ein Campingplatz auch bietet. Die Plätze sind auf Wiese und eben. Ausreichend Bäume spenden Schatten. Es gibt Strom, Duschen, WCs, einen Kiosk, frische Brötchen am Morgen und – sehr bemerkenswert – hervorragendes WLAN ohne Mehrkosten. Und all das zu einem Preis, der bei rund einem Drittel der umliegenden Campingplätze liegt. Für ein bis zwei Nächte auf jeden Fall sehr empfehlenswert.