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Zwei Tage Krakau

Wer mal eben schnell von Budapest nach Krakau will, sollte mit dem Flugzeug fliegen. Oder sich einen Helikopter mieten. Oder eben doch Zeit mitbringen. Zwar liegen die ungarische Hauptstadt und die Kulturmetropole im Süden Polens nur etwa 400 Kilometer voneinander entfernt – doch eine Autobahn sucht man auf der Verbindung ab etwa 30 Kilometer hinter Budapest vergeblich. Europastraße heißt dann dann so schön. Ist aber im Grunde nichts als eine gewöhnliche Landstraße. Einspurig schlängelt sich der Verkehr von Dorf zu Dorf – egal, ob Pkw, Wohnmobil, Lkw oder Traktor.

Wenn man dann ein wenig Glück mit dem Verkehr hat, schafft man die 400 Kilometer in etwa sechseinhalb bis sieben Stunden. Und nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin ein Freund der langsamen Reiserei. Ich liebe es, mit meinem Wohnmobil durch die Landschaften zu juckeln und mir Gegend und Leute anzusehen. Es hetzt mich ja niemand und wenn es mir irgendwo gefällt, fahre ich auch gerne mal rechts ran.

So bin ich dann am Dienstag aber eben auch erst relativ spät in Krakau gelandet. Schnuckeliger kleiner Campingplatz am Rande der Stadt und vor allem mit dem Fahrrad dann überhaupt kein Problem in die Innenstadt. 15 Minuten auf gut ausgebauten Fahrradwegen und man steht mitten in der touristenüberfluteten Altstadt.

Krakau ist eine schöne Stadt, Krakau ist eine sehenswerte Stadt. Zahlreiche Bauwerke der Gotik, der Renaissance, des Barock prägen das Stadtbild. Fotomotive gibt es an jeder Straßenecke, Kirchen und Kapellen auch. Die Kathedrale und vor allem das Schloss zeugen davon, dass Krakau bis 1584 Hauptstadt des polnischen Königreiches war. Alles toll, alles wunderbar – wenn nur diese vielen Touristen nicht wären. Wie scheintote Hindernisse schieben sie sich durch die Stadt und kaum treten sie in kleineren bis größeren Gruppen auf, kenne sie kein links und kein rechts. Schlimmer habe ich das bisher nur in Prag erlebt.

Doch man will ja nicht meckern, schließlich ist man selbst ja auch Tourist. Doch angenehmer wird es dann erst südlich des Wawelhügels, wo die kleinen Gässchen die Ströme in ertragbare Größen verteilen. Hier bekommt man dann vor allem rund um das sehenswerte jüdische Viertel dann auch mal einen Eindruck davon, wo die Krakauer ihr Abend- und Nachtleben verbringen. Überquert man dann südlich noch die Weichsel, reißen die Touristenströme vollends ab. Zwar wird man hier und dort noch von einem dieser Stadtrundfahrtsmobilen überholt, doch fahrende Touristen stören ja auf den Gehwegen wenig.

Der Grund für die kleinen Mobile, sich so weit raus zu trauen ist das Ziel, das ich auch habe. Die Fabrik von Oskar Schindler. Der Mann, dem Steven Spielberg ein filmisches Denkmal setzte, weil er im Zweiten Weltkrieg etwa 1.200 Juden vor dem sicheren Tod bewahrte, indem er darauf beharrte, sie für seine Fabrik zu brauchen. Heute wie damals ist die Fabrik ein schmuckloser viereckiger Klotz, der inzwischen jedoch ein Museum beheimatet. Der Weg zur Fabrik lohnt also nur, wenn man auch vorhat, das Museum zu besuchen. Praktischerweise liegt das Krakauer Museum für moderne Kunst (MOCAK) direkt um die Ecke.

Nach zwei Tagen Füße platt laufen durch die schönen Straßen Krakaus geht es für mich nun morgen in Richtung meiner letzten Station auf dieser Reise: Die polnische Hauptstadt Warschau wartet.

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