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Üdvözöljük Budapesten

Nach Linz und Wien ging es gestern nun weiter die Donau entlang, nach Ungarn rein bis nach Budapest. Hier hieß es dann von Seiten der Campingplatzbetreiber »Üdvözöljük Budapesten« – was ins Deutsch übersetzt ganz einfach »Herzlich Willkommen in Budapest« heißt. Naja, und dann machte ich das doch einfach mal und fühlte mich herzlich willkommen.

Mit den Ungarn – und damit auch mit Budapest – ist das ja so eine Sache. Noch zu Ostblockzeiten galten die Ungarn stets als das Volk, das dem Westen noch am offensten gegenüberstand. Fast wäre man damals geneigt gewesen, die Ungarn und ihre Regierung als fortschrittlich und weltoffen zu bezeichnen. Sie waren die ersten, die im Warschauer Pakt eine Republik ausriefen und damit maßgeblich zum Zerbröseln des Ost-Bündnisses beitrugen. Sie waren es auch, die im Sommer 1989 als erstes die Grenzen öffneten – nämlich die Zäune nach Österreich. Viele DDR-Bürger, die immer gerne am Balaton ihren Sommerurlaub verbrachten, nutzten die Löcher im Zaun damals zur Flucht in den Westen.

Doch dann kam 1998 in Ungarn ein gewisser Herr Orbán an die Macht. Ein Mann wie ein Kotzbrocken, der bis heute vor allem dann auffällt, wenn er in der EU mal wieder von seinem Veto-Recht Gebrauch macht. Konstruktives kommt von dem Herrn nur dann, wenn es gilt, die eigene Macht zu erhalten und Kritiker mundtot zu machen. Entsprechend hat die Korruption im großen Stil im La de Einzug gehalten und es gibt Politiker im EU-Parlament, die unter Eid aussagen würde, dass der ungarische Regierungschef EU-Gelder in die eigene Taschen fließen ließ. Kurz und gut: Viktor Orbán war schon wie Donald Trump als dieser noch nicht einmal daran dachte, in die Politik zu gehen. Selbstherrlich und rücksichtslos ist der rechtsextreme Ministerpräsident natürlich auch gegen jede Weltoffenheit.

Und so habe ich lange gezögert, ob ich dem Bremsklotz Europas einen Besuch abstatten soll oder ob ich um Orbáns Reich einen Bogen machen sollte. Der 28. Juni hat meine Meinung geändert. An diesem Tag fand in Budapest der Umzug zum CSD statt – trotz Verbot der staatstragenden Fidesz-Partei von Viktor Orbán. Durchgeboxt von einem standhaften Budapester Bürgermeister. Gergely Karacsony hat mir gezeigt, was bei näherem Nachdenken natürlich offensichtlich ist: Es leben auch noch andere Menschen in Ungarn. Menschen, die Herrn Orbán nicht die Schuhe küssen und in einem freien, weltoffenen Europa Unterstützung brauchen.

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Nun bin ich natürlich nicht so vermessen zu sagen, dass mein Besuch genau die Unterstützung ist, die Ungarn zu einem freieren Land machen. Aber was soll’s. Wer Dinge nicht mehr tut, um dem rechten Gesindel aus dem Weg zu gehen, hat im Grunde selbst schon verloren. Nicht zurückstecken heißt die Devise, denn es gibt eine Sache, mit dem der rechte Dreck nicht umgehen kann – ganz egal, in welchem Land: Mit Weltoffenheit und Menschlichkeit.

In diesem Sinne bin ich bis Dienstag auf der Suche nach dem weltoffenen Budapest und wie immer, wenn ich in einer Stadt bin, in der ich vorher noch nie war, trampele ich am ersten Tag den Touristenpfaden hinterher und biege hier und dort einfach mal links und rechts in die Seitenstraßen ab. Das habe ich auch heute gemacht und habe die schönen und die weniger schönen Seiten der ungarischen Hauptstadt gesehen. Welche Seite welche ist darf anhand der Fotos jeder Mensch selbst entscheiden. Denn auch, wenn ich heute bereits den ganzen Tag durch die Straßen Budapests gelatscht bin, habe ich das Gefühl, erst einen ganz kleinen Bruchteil der Stadt gesehen zu haben. Weitere Fotos und weitere Eindrücke werden also folgen.

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