Szimpla Kert und andere Sehenswürdigkeiten

An meinem dritten Tag in Budapest bin ich an einem echten Touristen-Hotspot gestartet. Das Bemerkenswerte daran: Auch von Einheimischen wird der Ort geliebt und gerne besucht. Das »Café New York« behauptet in aller Bescheidenheit von sich selbst, das schönste Café der Welt zu sein. Sehr gerne hätte ich mich davon selbst überzeugt und mir ein teures Stück Kuchen gegönnt. Doch wer in dem Café seinen Tisch nicht mindestens ein paar Tage vorher reserviert, der steht an. Und zwar sehr lange. Bis zu 45 Minuten kann das dauern. So zumindest die Ansage der netten jungen Dame, die die wartenden Menschen an die Tische verteilte.


Als besonderen Service bietet das schönste Café der Welt übrigens wie die Billigfluglinien eine »Fastlane« für »Priority Boarding« an. Eine schnelle Schlange also, wenn man ohne lange zu warten an allen anderen vorbei den nächsten freien Tisch haben möchte. Diesen Service lässt sich das Café dann mit 7,- Euro bezahlen, die auf die Rechnung am Ende draufgeschlagen werden. Dekadent geht die Welt zu Grunde! Und da ich weder das Extra-Geld bezahlen wollte, noch 45 Minuten warten, ging es mäandernd weiter durch die Straßen Budapests.


Nächsten Ziel war eine Kneipe mit dem schönen Namen »Szimpla Kert« – was so viel heißt wie »Einfacher Garten«. Die Bar darf sich Pionier einer ganze Kneipenszenenbewegung nennen, die in den letzten Jahren in Budapest sehr angesagt ist. Die sogenannten Ruinenkneipen. Wie der Name schon sagt, wird die Kneipe hier einfach irgendwo in der Stadt in einer der vielen Ruinen eröffnet. Beim »Szimpla Kert« war die Ruine früher eine Tabakfabrik und stand seit vielen Jahren leer.
Schon als die Kneipe am Nachmittag um 15 Uhr öffnet, stehen die Menschen ungeduldig vor dem Eisentor und warten auf Einlass. Was sich dem Besucher dann in der Ruine und im Innenhof eröffnet, ist jedoch auf alle Fälle einen Besuch wert. Jede noch so kleine Ecke wurde hier liebevoll gestaltet. Nicht etwa mit teuren und modernen Designermöbeln, sondern mit Schrott. Mit allem, was so eine Ruine an Überbleibseln eben anbietet.


Insgesamt bietet das gesamte Areal mit verschiedenen Bars und Räumen rund 600 Menschen Platz zum Feiern. Durch die wechselnden Gäste geht man davon aus, dass pro Tag etwa 5.000 Leute die Bar besuchen – davon etwa 80 Prozent Touristen. Zeit mitbringen sollte man sich, wenn in Budapest Anfang August das Sziget-Festival stattfindet. Zu Stoßzeiten sollen sich dann auch vor dem »Szimpla Kert« lange Schlangen bilden.
Durch die Seitenstraßen ging es dann zum nächsten Hotspot: Die zentrale Markthalle. Ein riesengroßes Gebäude, das sofort den Gedanken aufkommen lässt: Ganz schön klug dir Budapester. Die haben ihren Naschmarkt einfach überdacht. Vom Angebot jedenfalls ist ähnlich wie in Wien: Von allerlei Leckereien über Nippes bis hin zu Souvenirs gibt es hier alles – und zwar in rauen Mengen.


Wem das zu viel wird, der läuft gegenüber der Markthalle einfach die Váci Utca (Váci Straße) entlang. Zwischen Markhalle und Vörösmaty ter (Vörösmaty Platz) befindet man sich hier auf Budapests bekanntester Flaniermeile. Während sich nach der Markthalle zunächst vor allem Restaurants und weitere Souvenirläden um die vielen Touristen kümmern, wird die Straße nach und nach immer mehr zur Einkaufsmeile, in der weltbekannte Marken ihre Filialen haben. Wer in Budapest shoppen gehen will, tut dies hier.


Ganz zum Schluss sei noch erwähnt, dass ich heute tatsächlich rausgefunden habe, was da gestern gebrannt hat, als die schwarze Rauchsäule irgendwo in der Nähe vom Parlamentsgebäude in den Budapester Himmel stieg. Der Brand war auf einem Gelände beim Hauptbahnhof. Hier müssen wohl Holzschwellen zum Schienenbau gelagert worden sein, die gestern in Brand geraten sind. Nichts war es also mit der gescheiterten Papstwahl im Parlament, doch das Wichtigste ist ja sowieso immer, dass wohl niemand durch den Brand verletzt oder getötet wurde.
Nach drei spannenden Tagen in Budapest geht es für mich morgen nun weiter – quer durch die Slowakei geht es bis ins südliche Polen nach Krakau.









































