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Letzte Station: Kassel

Alle fünf Jahre rückt die Stadt Kassel in den Fokus der internationalen Kunstszene. Dann ist documenta-Zeit und in Nordhessen kann man sich vor Besuchern aus allen Teilen der Welt kaum retten. Und dazwischen? In den Jahren ohne documenta schläft Kassel den Dornröschenschlaf einer deutschen Großstadt. Denn andere Gründe als die documenta, die Stadt zu besuchen, lassen sich nur schwer finden.

Knapp mehr als 200.000 Menschen leben in der ehemaligen Residenzstadt. Und schaut man sich auf der Landkarte mal ein wenig um, dann sieht man, dass Kassel tatsächlich ein wenig im Niemandsland liegt. Bilden sich um andere Großstädte gerne mal sog. Metropolregionen, liegt die nächste größere Stadt von Kassel etwas mehr als 130 Kilometer entfernt. Mit dem Finger auf der Landkarte trifft man dann in nordwestlicher Richtung auf Bielefeld.

Kassel wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe stark zerstört und leider sieht man dies noch heute im Stadtbild sehr deutlich. Eine Altstadt mit engen Gassen und alten Fachwerkhäusern sucht man hier in Nordhessen vergeblich. Lediglich die großen, herrschaftlichen Häuser aus Zeiten der Residenzstadt der Landgrafschaft Hessen-Kassel , des Königreiches Westphalen und des Kurfürstentums Hessen sind noch erhalten oder wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut. Ansonsten beherrscht Beton aus den 1950er und 1960er Jahren die Universitätsstadt, die man als »autogerechte Stadt« wieder aufbaute – übrigens noch nach Plänen aus der NS-Zeit.

Neben Bonn, Frankfurt am Main und Stuttgart war Kassel nach dem Krieg eine von vier Städten, die sich darum bewarb, Hauptstadt der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland zu werden. Den Zuschlag erhielt man vor allem aus einem Grund nicht: Die Stadt lag zu nah an der innerdeutschen Grenze. Die hessisch-thüringische Landesgrenze ist nur etwas mehr als 30 Kilometer von Kassel entfernt.

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Bemerkenswert sind in Kassel die Parks. Weniger der innerstädtische Weinberg als vielmehr der Bergpark Wilhelmshöhe, der westlich des Stadtgebietes liegt und die Karlsaue mit der Fuldaaue inmitten der Stadt. Vor allem die Karlsaue lässt einen schnell vergessen, dass man sich inmitten einer Großstadt befindet. Der herrschaftliche Park lädt zu stundenlangen Spaziergängen ein und bietet ein willkommenes Kontrastprogramm zum Beton-Einerlei in der Kasseler Innenstadt.

Unter´m Strich muss man sagen, dass Kassel wahrscheinlich nur zu documenta-Zeiten wirklich eine Reise wert ist. Bei mir lag die Stadt halt auf der Route – quasi auf dem Rückweg nach Berlin. Es war die letzte Station auf meiner Herbsttour und wenn Kassel nicht gerade auf dem Weg liegt, lohnt das Halten hier nicht wirklich. Es sei denn natürlich, man steht auf exzessive Parkspaziergänge…

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