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Wo ich früher gefeiert habe…

Die diesjährige Herbsttour ist in der Tat ein wenig so etwas wie eine Reise in die Vergangenheit. Das liegt einfach daran, dass ich durch den Südwesten Deutschlands fahre und hier in der Ecke damals für eine zeitlang gewohnt habe. Nachdem ich letzten Samstag in Trier gewesen bin, wo ich von 1990 bis 1992 studiert habe, bin ich heute nun von Luxemburg nach Koblenz gefahren. Hier am Deutschen Eck habe ich am längsten studiert, nämlich von 1992 bis 1997 immerhin fast fünf Jahre.

Das ging damals tatsächlich noch. Es gab noch keine so engen Vorgaben, was das Studium anging. Man ließ sich einfach so viel Zeit, wie man wollte und so lange man Bock hatte, sich mit Nebenjobs finanziell gerade so über Wasser zu halten.

Doch um ehrlich zu sein, was die Zeit hier in Koblenz einfach ein bisschen anders. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich habe studiert, ja. Aber ich habe auch meine Liebe zum Theater und zur Schauspielerei entdeckt – allgemein meine Liebe zur Kreativität. Ich habe in der Kulturfabrik und am Stadttheater auf der Bühne gestanden, hatte mit »Visions of Darkness« meine erste richtige Band, mit der es auch Auftritte gab und habe nicht zuletzt mit »Die Wahrheit der Gedanken« 1995 meinen ersten Roman veröffentlicht.

Keine Frage: Das Studium spielte zu dieser Zeit bereits eine untergeordnete Rolle. Schließlich musste nebenher ja auch noch Zeit zum Feiern sein. Und was diese Feierei anging, hatte Koblenz Mitte der 1990er Jahre wirklich einiges zu bieten. Es gab zwei große Clubs. Einmal das »Extra« draußen an der B9 in der Nähe vom MediaMarkt und dann das »Dreams«. Während das »Extra« sich eher der elektronischen Musik widmete und so gar nicht mein Fall war, lief im »Dreams« Rockmusik. Kein Wunder, das ich dort öfter zu finden war. Beide Läden gibt es heute nicht mehr.

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Anders sieht das aus, wenn man sich die Kneipen ansieht, in denen ich mich regelmäßig verloren habe. Da ich sowieso immer eher der Kneipengänger als der Clubbesucher war, freut es mich besonders, dass es viele der Pubs, in denen ich mich früher rumgetrieben habe, heute tatsächlich noch immer gibt. Dies gilt für das Excalibur (Burgstraße 6) genauso wie für den Irish Pub (Burgstraße 7) schräg gegenüber. Auch das Mephisto (Eltzerhofstraße 3) und das legendäre »Schiffchen« (An der Liebfrauenkirche 21) haben bis heute durchgehalten.

Besonders gefreut habe ich mich, dass es Pfefferminzje in der Mehlgasse noch gibt. Dort ist man dann nämlich am nächsten Morgen zum Ausnüchtern bei gutem Frühstück hingegangen. Überlebensnotwendig, kann ich da nur sagen.

Ganz um die Ecke meiner damaligen Studentenbude gab es damals noch das »Chalander« (Frankenstraße 8). Auch hier in dem ehemaligen Kino wurden legendäre Abende gefeiert. Heute ist das Ganze zu einer Event-Location umgebaut, die man für kulturelle oder für Firmen-Events mieten kann. Am hintersten Ende der Münzstraße, kurz vor dem Florinsmarkt gab es zudem eine Kneipe, an deren Namen ich mich jedoch nicht erinnere. Hier gab es donnerstags das Kölsch für eine D-Mark. Nun mag man sagen, Kölsch ist ja auch kein Bier und in den kleinen Gläsern ist doch auch nichts drin, doch wenn man die Kneipe mit einem Deckel von 30,- D-Mark verlässt, hat man trotzdem ein bisschen was weggesteckt. Wenn Du noch weißt, wie die Kneipe hieß, darfst Du hier unter dem Artikel gerne einen Kommentar schreiben.

Ansonsten hat sich in Koblenz in den letzten 30 Jahren nicht viel verändert. Das Löhr-Center steht noch. Die Löhr-Straße ich immer noch überfüllt. Einzig das Forum Mittelrhein auf dem Zentralplatz kannte ich noch nicht. Früher war Zentralplatz ein hässlicher, leerer Platz. Heute ist der Zentralplatz ein vollgestellter, hässlicher Platz. Wirklich was verändert hat sich also nicht. Das Deutsche Eck ist noch immer das deutsche Eck, die Liebfrauenkirche hat sich auch nicht bewegt. Die Seilbahn hoch zur Festung Ehrenbreitstein gab es damals auch nicht, tut inzwischen aber auch schon seit 2011 ihren Dienst.

Ach ja: Das Gebäude, in dem früher mal die rheinische Landesbibliothek drin war, wird gerade entkernt und renoviert. Dort hatte ich damals den besten Job, den man sich als Student vorstellen kann. Bücher und Regale aufräumen, dabei immer mal wieder schmökern und/oder runter ins Archiv, die bestellten Bücher in den Lesesaal holen. Die heiligen Hallen der Bücher – es fühlte sich nie wie Arbeit an.

Alles in allem war Koblenz damals eine tolle Stadt zum Leben – und ich denke, sie ist es auch heute noch. Bemerkenswert fand ich bei all den Rückbetrachtungen die Verschiebung der Relationen über die Jahre. 1992 kam ich aus der Kleinstadt, in der ich Abi gemacht habe, in die Großstadt Koblenz. Alles war aufregend, alles kam mir groß und riesig vor. Mittlerweile lebe ich seit fast 25 Jahren wieder in Berlin und bei all meinen Wegen heute durch Koblenz dachte ich: Der Weg ist mir früher länger vorgekommen. Das Löhr-Center ist mir früher größer vorgekommen. Ganz Koblenz ist mir damals sehr viel größer vorgekommen.

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