Im tiefsten Hunsrück
Der Hunsrück ist ein deutsches Mittelgebirge, das sich von Nordosten nach Südwesten quer durch Rheinland-Pfalz erstreckt und das im Grunde fast niemand kennt. Der höchste Berg ist der Erbeskopf mit 816 Metern Höhe und größtenteils gibt es im Hunsrück auch heutzutage noch Wald und kleine Dörfer. Ein Paradies für Wanderer also, der Horror für alle, die auf der Suche nach ausschweifendem Leben sind.
Bekannt wurde der Hunsrück Mitte der 1980er Jahre durch die weltweit ausgezeichnete Filmreihe »Heimat – Eine deutsche Chronik« von Edgar Reitz, die ihren Anfang im fiktiven Dort Schabbach im Hunsrück nahm. Drehorte dieser Filme finden sich auch in Simmern, einer kleinen Kreisstadt mitten im Nirgendwo zwischen Rhein und Mosel.
Immerhin 8.150 Menschen leben hier und am heutigen Tag habe ich zu Beginn meiner Herbsttour hier Halt gemacht. Denn Simmern ist nicht nur Drehort für die preisgekrönte Filmreihe gewesen, sondern hatte vom 26. Februar bis zum 14. August im Jahr 1799 auch einen ganz besonderes »Gast«. Der Name Johannes Bückler wird dabei nur wenigen etwas sagen, doch als »Schinderhannes« war der Mann im späten 18. Jahrhundert im Hunsrück eine echte Berühmtheit. Zusammen mit seiner Bande klaute und raubte der Mann, was er in die Finger kriegen konnte und schreckte schließlich auch vor Mord und Totschlag nicht zurück.
Bis heute hält sich dabei die Legende, dass er – ähnlich wie Robin Hood – nur von den Reichen nahm und es an die Armen weitergab. Einen wirklichen Beleg für diese Großmütigkeit hat man – anders als bei Robin Hood – jedoch nie gefunden.
Am 26. Februar 1799 hat man den »Schinderhannes« nach seiner Festnahme in den Turm von Simmern eingesperrt, weil dieser als besonders sicher galt. Seine Flucht am 14. August machte den Räuber und Dieb endgültig zur Berühmtheit und verlieh dem Turm von Simmern im Volksmund seinen Namen: Schinderhannes-Turm. Der Verbrecher und seine Bande wurde erst 1802 wieder gefasst, angeklagt und am 19. November 1803 zum Tode verurteilt. Zwei Tage später starb der »Schinderhannes« durch die Guillotine.
In Simmern und auch in der Umgebung der Kleinstadt kann man sich auf die Spuren des Banditen begeben. Außer dem gut erhaltenen Turm am Rande der Altstadt gibt es jedoch nur wenige Gebäude, die die Zeit seit damals überlebt haben. Größtenteils sind es Geschichtstafeln, die im heutigen Stadtbild von Simmern an Begebenheiten oder spezifische Ort erinnern.