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Wo das Bier herkommt: Pilsen

Wenn ganz Europa unter einer Hitzeglocke stöhnt, ist es natürlich auch in Tschechien ordentlich warm und so kam die erste Freude bei meiner Ankunft in Pilsen auf, als ich den Campingplatz gesehen habe. Überall Bäume, ganz viele Schattenplätze und vor allem: Ein See direkt am Stellplatz. Selten habe ich mich so über eine Möglichkeit zur Abkühlung gefreut.

Und so war der erste Tag nach der Ankunft dann auch entsprechend vom Müßiggang in der Hitze geprägt. Im Schatten war es auszuhalten, doch natürlich nur, wenn man körperlich nicht allzu aktiv wurde. Also habe ich den ganzen Tag im Grunde nur zwei Dinge getan: Gelesen und gebadet. In steter Abwechselung, bis es am Abend kühler wurde. Dann jedoch durfte ich sofort die unangenehme Seite eines Campingplatzes am See spüren: Kaum dämmerte es, schwirrten unzählige Mücken um mich herum.

Heute ging es dann trotz Hitze rein nach Pilsen. Kurz aufs Fahrrad geschwungen, der Campingplatz liegt direkt am Stadtrand und mit 180.000 Einwohnern ist die Größe der Stadt noch überschaubar.

Berühmt ist Pilsen natürlich vor allem als Namensgeber einer bestimmten Bier-Brauart. Das untergärige Bier zeichnet sich durch einen erhöhten Hopfengehalt aus und hat einen Stammwürzegehalt von höchsten 12,5 °P. Entstanden ist die Brauart der böhmischen Stadt aus der zuvor bereits verbreiteten bayerischen Brauart.

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Kein Wunder also, dass ich als Bierliebhaber in Pilsen Halt machen musste. Wobei ich schon sagen muss: Extra hier her gefahren wäre ich wahrscheinlich nicht. Doch die Stadt liegt auf meiner Route und dann geht es eben auch nicht ohne Zwischenstopp.

Insgesamt hat man in Pilsen jedoch das Gefühl, dass die Stadt wenig touristisch erschlossen ist. Natürlich kann man eine Führung durch die Brauerei von Pilsener Urquell machen. Das Stadtbild bietet jedoch wenig Aufsehenerregendes. Der historische Stadtkern ist zwar schön anzusehen, erstreckt sich jedoch nur über wenige Straßenzüge. An einem Nachmittag ist man da durch.

Je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, desto eher regiert jedoch das typische Grau-in-Grau. Bei einer Industriestadt wie Pilsen ist das wenig verwunderlich, kommt doch neben der Pilsener Brauart noch eine weitere weltbekannte Marke hier aus Böhmen: Die Skoda-Werke haben hier ihren Ursprung und noch heute arbeiten sehr viele Menschen der Stadt in der Autofabrik.

Zumindest in Deutschland sehr bekannt ist noch ein anderes Kind der Stadt. Zwar wurde er stets die »Goldene Stimme aus Prag« genannt, geboren wurde Karel Gott 1939 jedoch in Pilsen. Legitim mag die Bezeichnung trotzdem sein, ist er doch als Sechsjähriger mit seinen Eltern in die Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei umgezogen. Und wer sich wundert, warum ich mich für einen Schlagerbarden mit schnulziger Stimme interessiere, sei darauf verwiesen, dass ich meine Kindheit in den 1970er Jahren verbrachte und Karel Gott die Stimme der Kinderserie war, mit der ich aufgewachsen bin: Die Biene Maja.

Aber Schwamm über die Vergangenheit. Wer sich gerne historische Stadtkerne ansieht, kann in Pilsen sicherlich mal Halt machen. Wer alles über die Pilsener Brauart erfahren will und den kulinarischen Genüssen Böhmens nicht abgeneigt ist, findet hier mit Sicherheit auch seine Freuden. Ob die Stadt aus anderen Gründen eine Anreise wert ist, sei an dieser Stelle jedoch dahingestellt und jedem Menschen individuell überlassen.

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