Fünf Tage Kopenhagen
Auf meiner Sommerreise liegen nun fünf Tage Kopenhagen hinter mir. Und die Frage: Warum war ich eigentlich nicht schon viel früher mal hier? Die dänische Hauptstadt bietet so ziemlich alles, was man von einem Städtetrip erwartet. Einziges Manko: Touristisch sind die Hotspots ähnlich überlaufen, wie man es sonst nur von Prag kennt.
Natürlich kann man mit dem Wohnmobil direkt in die Stadt fahren und sich so kurze Wege machen. Doch Parkplätze sind in Kopenhagen Mangelware – erst recht solche, die groß genug sind, dass ein Wohnmobil darauf passt. Also habe ich komplett darauf verzichtet, mich der Stadt mit dem Camper zu nähern und habe mich auf dem Campingplatz Tangloppen am Stadtrand eingebucht. Hier steht man herrlich zwischen einer riesigen Marina. Der Stellplatz mit Blick aufs Wasser und einem Bootshafen ist also quasi garantiert.
Nach Kopenhagen kommt man dann entweder mit Bus, der alle halbe Stunde direkt vor dem Campingplatz abfährt oder man geht ein paar Meter in Richtung Ishøy. Dort fährt die S-Bahn alle zehn Minuten nach Kopenhagen. Man kann es aber auch wie ich machen: Mit dem Fahrrad. Vom Campingplatz ins Stadtinnere sind es knapp 18 Kilometer – also in einer Stunde machbar. Dazu kommt: Fahrradfahren macht in Dänemark wirklich Spaß. Die Radfahrwege sind breit ausgebaut, die Autofahrer achten auf einen und an den Ampeln gibt es sogar Geländer, an denen man sich bei rot festhalten kann und bei grün wieder abstoßen, um besser loszukommen.
Kopenhagen ist ohne Zweifel eine mehr als sehenswerte Stadt. Hier trifft das Moderne auf das gut Erhaltene, das Royale auf das Alternative. Und nebenbei liegt die dänische Hauptstadt noch am Wasser und verteilt sich gleich auf mehrere Inseln. Der größte Teil der Stadt liegt an der Ostküste Sjællands. Diese Insel ist – lässt man Grönland als autonomes Gebiet mal außen vor – die größte Insel Dänemarks. Das östliche Stadtgebiet liegt größtenteils auf der Insel Amager und verteilt sich ansonsten auf viele kleine Inseln – Holme genannt.
Erste Anlaufstelle, wenn es ums Wasser geht, sollte der Nyhaven sein. Dieses Hafenbecken ist umsäumt von Gastronomie und lockt jedes Jahr unzählige Touristen an. Zu Hochzeiten ist es hier ordentlich überfüllt, doch die bunten Häuser rund um das Hafenbecken lohnen in jedem Fall einen Blick. Auch das Schloss Christiansborg darf auf einer Route durch die Stadt nicht fehlen. In dem großen Gebäudekomplex hat heute das dänische Parlament seinen Sitz. Auch die in unmittelbarer Nähe befindliche Alte Börse wäre sicher einen Besuch wert. Leider ist das Gebäude im April 2024 durch einen Brand schwer beschädigt worden und wird nun gerade wieder aufgebaut.
Einen Blick sollte man natürlich auch auf die kleine Meerjungfrau werfen – dem Wahrzeichen der Stadt. Die Bronzestatue steht im nördlichen Hafengebiet und wer sich in den weitläufigen Parkanlagen etwas verlaufen hat, wird die Meerjungfrau trotzdem finden. Das ist dort, wo die vielen Menschen stehen. Allerdings ist die Statue durch ihren Aufbau im Wasser auch dann gut zu sehen und zu fotografieren, wenn am Hafenkai gerade ganze Busladungen aufgeregt durcheinander laufen.
Etwas mehr als nur einen Blick und durchaus Zeit sollte man sich für die Freistadt Christiana nehmen. Diese 1971 auf ehemaligem Militärgebiet gegründete Kommune sieht sich selbst als unabhängig vom Staat Dänemark und wird von diesem als teilautonomes Gebiet geduldet. Allerdings gab es in den letzten Jahren immer wieder Gewaltausbrüche bis hin zu Mord. Diese stehen im Zusammenhang mit dem offenen Drogenverkauf, der in Christiana auf der sogenannten Pusher-Street betrieben wurde. Anfang 2024 beschloss die Kommune, die Pusher Street aufgrund der zunehmenden Gewalt zu schließen und umzubauen. Wer Christiana besucht, sollte dies in den frühen Abendstunden tun. Hier ist dann überall Musik zu hören und die Menschen beginnen, in den Abend zu feiern.
Ebenfalls einen Besuch abstatten sollte man natürlich dem Tivoli – einem der ältesten Vergnügungsparks der Welt. Das Schöne am Tivoli: Er liegt mitten in der Stadt. Und wenn man persönlich mit den Fahrgeschäften nichts anfangen kann, lohnt der Besuch als Park- und Grünfläche trotzdem. Auch, wenn die Fahrgeschäfte natürlich moderner und schneller geworden sind. Seinen Charme hat der Tivoli trotzdem behalten. Das Riesenrad und auch die Kettenkarussells versprühen den Zeitgeist eines Jahrmarktes von vor hundert Jahren. Man merkt dem Park an, dass er organisch gewachsen bzw. modernisiert wurde. Ein weiterer Pluspunkt: Die Größe. Besser gesagt: Der Fakt, dass der Tivoli eben nicht so furchtbar weitläufig ist. Am Ende eines Tagesbesuchs verabschiedet man sich mit dem guten Gefühl, nun alles gesehen und ausprobiert zu haben.
Ähnliches gilt übrigens auch für die gesamte Stadt Kopenhagen. Nach fünf Tagen kreuz und quer und in alle Ecken geschaut, geht es für mich morgen weiter. Natürlich hätte man in die ein oder andere Ecke noch etwas genauer gucken können. Und natürlich gibt es auch in den Randbezirken noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit. Für den ersten Eindruck haben die Tage jedoch gereicht und ich bin mir sicher, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft noch einmal vorbeischauen werde. Morgen dann aber geht es erst einmal rüber über die Öresund-Brücke nach Malmö.
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