Lindau und Bregenz am Bodensee

Meine nächste Station liegt am Bodensee und ist ein Campingplatz am Stadtrand von Lindau. Der Campingplatz Gitzenweiler Hof nennt sich selbst Fünf-Sterne-Campingplatz und bietet im Grunde wirklich alles, was man sich so wünscht. Vom Biergarten mit Schnellimbiss über ein Restaurant bis hin zum Schwimmbad und diversen Sportangeboten. Auch die sanitären Anlagen sind modern und sauber. Es ist also wirklich alles da – außer: Ruhe.


Selbst jetzt in der Nachsaison ist der Platz noch sehr gut besucht, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass die umliegenden Campinglätze Ende Oktober schon in der Winterpause sind. Und so steht man eng an eng, denn die Betreiber haben sich entschlossen, wirklich jeden Quadratmeter auszunutzen. Spielende und tobende Kinder – das gehört dazu. Kläffende Hunde lassen sich zur Not auch noch ertragen. Aber muss es dann wirklich noch sein, dass man aus dem Biergarten mit Ballermann-Techno beschallt wird? Urlaubsfeeling auf Biegen und Brechen, oder was? Und am nächsten Morgen um neun Uhr dann die Spaß-Animation für Kinder – ebenfalls mit ordentlich Krach und Radau. Das Ferienerlebnis ist schwer auszuhalten, so schön ist es.
Dann doch lieber mit dem Bus in die Innenstadt. Der fährt hier draußen alle 30 Minuten und an dieser Stelle seien alle Campingplatzbesucher vorgewarnt. Der Bus fährt von hier oben eine Kreisroute. Er hält auf der Rückfahrt also nicht an der Haltestelle, an der man auf der Hinfahrt aussteigt. Dies sollte man bedenken und die Busfahrt gut planen, sonst kommt es vor, dass man auch mal eine Stunde an der Haltstelle steht – und zwar völlig umsonst.


Der schöne Teil von Lindau liegt unten am Bodensee auf der Insel. Hier findet sich die malerische Altstadt und der Hafen. Zahlreiche Cafés und Restaurants bieten ein weit gefächertes kulinarisches Spektrum. Die Gassen der Altstadt laden zu einem Spaziergang. Kleine Geschäfte bieten hier allerlei Kunsthandwerk. Im Hafen kann man zu Rundfahrten über den Bodensee starten.
Steigt man im Hauptbahnhof in die Regionalbahn ist man von Lindau in wenigen Minuten in Bregenz in Österreich. Die Stadt ist vor allem durch ihre Seebühne und die jährlichen Opernfestspiele dort berühmt. Vom Bahnhof in Bregenz sind es nur wenige Minuten Fußweg zur Bühne, die auch geöffnet ist und besichtigt werden kann, wenn keine Aufführungen sind. Das weitläufige Hafengebiet um die Bühne mit seiner langen Promenade lädt ebenfalls zu einem ausgiebigen Spaziergang ein.


Vom Wasser weg sollte man in Bregenz unbedingt den Weg hinauf in die Altstadt machen. Stünden hier keine Autos, man käme sich vor wie in einem Dorf vor hundert Jahren. Enge Gassen, alte Häuser – eine kleine Zeitreise.


Neben den beiden Städten im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich bietet der Bodensee viele weitere attraktive Ziele, die ich aus Zeitmangel dieses Mal nicht besuchen konnte. Doch ich werde wiederkommen. Der drittgrößte Binnensee Europas entstand übrigens in der Eiszeit. Damals vor etwa 14.000 Jahren hatte der Ur-Bodensee sogar etwa die doppelte Größe von heute und reichte bis weit in die heutige Schweiz hinein. An seiner tiefsten Stelle ist der See 251 Meter tief und das Ufer ist insgesamt 273 Kilometer lang. Selbst die Erdkrümmung kann man am Bodensee erfahren. Bei guter Sicht kann man von Bregenz quer über den gesamten See sehen. Dennoch: Das Konstanzer Münster mit seinem 78m hohen Turm wird man am Horizont nicht entdecken. Die Krümmung der Erde beträgt auf diese Distanz 41,5 Meter und verhindert damit den Blick auf den Turm. Konstanz verschwindet bei einem Blick aus Bregenz also quasi hinter dem Horizont.


Seinen Namen hat der Bodensee vom kleinen Ort Bodman. Aus der lateinischen Bezeichnung Lacus Bodamicus wurde das altdeutsche Wort Podmense, das sich über die Jahrhunderte schließlich zu Bodensee entwickelte.