Wie mir Facebook auf den Sack geht

Die Überschrift sagt es schon: So sehr ich die Anfangsidee von Mark Zuckerberg und seiner Idee eines sozialen Netzwerkes auch mochte, so sehr geht mir das Ganze auch auf den Sack. Geld scheffeln, wo es nur geht – von der ursprünglichen Idee ist nichts mehr übrig. Schaue ich mir meine sog. Timeline mit den letzten Beiträgen meiner Freunde an, so finde ich dort alles… nur keine Beiträge meiner Freunde. Hier eine Werbeanzeige, dort ein »Vorschlag für Dich«, gefolgt von »Das könnte Dich interessieren«. Dann das Ganze von vorne, denn egal, wie es in der Überschrift auch heißt: Natürlich sind auch die Vorschläge nichts anderes als Werbeanzeigen.
Ich habe das mal nachgezählt. Wenn ich Facebook aufrufe, erscheinen mitunter zunächst bis zu zwölf Beiträge, die nichts, aber auch gar nichts mit meinen Freunden oder mir zu tun haben. Dann irgendwo ganz versteckt: Tatsächlich ein Beitrag von jemandem, mit dem ich befreundet bin.
Das Problem bei der ganzen Sache: Facebook checkt es bis heute nicht, wo meine Interessen liegen. Als Fan des 1. FC Nürnberg habe ich viele Freunde, die den Glubb auch als Lieblingsmannschaft angeklickt haben. Und natürlich lese ich Artikel und Neuigkeiten über den 1. FC Nürnberg, wenn sie irgendwo auftauchen. Das könnte mich eben nicht nur interessieren, es tut es.
Was Facebook jedoch bis heute nicht checkt: Nur, weil ich News über den FCN lese, heißt das noch lange nicht, dass mich auch auch nur in entferntester Weise interessiert, was dieser seltsame Verein aus der Westvorstand so macht. Auch irgendwelche Gerüchte über die Bayern aus München oder die Eintracht aus Frankfurt haben für mich in etwa den Status eines Reissacks, der irgendwo in China umfällt. Ja, das mag auch Fußball sein, aber wenn du in Chantal verliebt bist, interessiert dich auch nicht, was Jaqueline gerade so treibt…
Bis heute schleierhaft ist mir, warum mir immer wieder irgendwelche Beiträge über Eisenbahnliebhaber angezeigt werden. Weil ich neulich mal ein Bahnticket online gelöst habe? Oder die Werbung über Treppenlifte und Elektro-Rollstühle… Ok, ich bin über 50 Jahre alt, aber hallo?
Nun mögen kluge Köpfe natürlich sagen: Warum machst du den Scheiß überhaupt noch mit? Melde dich ab und gut ist. Und ja, wäre ich wirklich rein privat auf Facebook, ich wäre längst weg. Doch gerade, wenn man auf Dinge hinweisen möchte, die einem wichtig sind, kommt man heutzutage leider um den Zuckerberg nicht mehr rum.
Beispiel: Rabatzke auf dem Punkrockadvent. Natürlich würde ich mich über jede bekannte Nase freuen, die dort Anfang Dezember hinkommt. Aber wie sollen die Leute es erfahren? Früher hat man Flyer gedruckt. Heute rollt jeder Wirt mit den Augen, wenn man ein paar Zettel auf seinem Tresen lassen will. Plakate kann man auch drucken lassen – aber wo noch hin kleben? Jeder noch so kleine Winkel ist inzwischen von Firmen reserviert, die dir sofort einen Mahnbescheid ins Haus flattern lassen, wenn da mal ein Plakat wild hängt.
Natürlich schicke ich die Info über den Punkrockadvent an alle Leute, deren Nummer ich habe. »Aber nee, Whatsapp habe ich nicht – das ist doch eine Datenkrake… kannst du mir das nicht über Facebook schicken?« Wie oft gehört und mit offenem Mund dagestanden… Whatsapp gehört – na, wem? – Mark Zuckerberg.
Doch zum Glück ist Facebook ja kostenlos. Also erstelle ich eine Veranstaltung, verlinke ordentlich zu meinen Inhalten im Internet und poste das auf allen Facebook-Kanälen, die ich mir über die Jahre so angelegt habe. Ich schicke ordentlich rum und die Leute werden uns die Bude einrennen.
Doch du kannst dir sicher sein: Es geschieht genau dies nicht! Schließlich entscheidet Facebook und nicht du, wem deine Beiträge angezeigt werden und wem nicht. Und wenn du unter deinem letzten Beitrag den dezenten Hinweis findest, dass du mit einer Werbeanzeige von nur 20,- Euro bis zu 5.000 Leute erreichen könntest, dann kannst du dir sicher sein: Nimmst du die 20,- Euro nicht in die Hand, wird mal ganz einfach niemand – und damit meine ich niemand, auch deine besten Freunde nicht – deinen Beitrag zu sehen kriegen.
Fragt man nämlich so nach einer Woche mal im Freundeskreis rum: »Hey, haste schon vom Punkrockadvent gehört?«, dann schaut man definitiv in große, unwissende Augen. Nee, noch nie von gehört… Ja, danke auch, Facebook.
Das Problem: Es fehlen die Alternativen. Ein paar gut gemeinte und lobenswerte Versuche hat es gegeben. Doch ohne Zulauf der Leute, ist selbst die beste Idee zum Scheitern verurteilt. Zumal sich die Macher stets sicher sein können: Ab einer gewissen Größe flattern die Klagen ins Haus. Ob berechtigt oder unberechtigt, sei dahingestellt. Herr Zuckerberg scheißt seine Anwälte mit Geld zu und die möchten gerne einfach nur prüfen, ob bei der Erstellung der Alternativ-Plattform nicht doch irgendwelche Patente verletzt worden sind.
Und bis das dann geklärt ist, kann das Jahre dauern und kostenmäßig an die Decke gehen. So lange hängen wir also alle am Tropf von Herrn Zuckerberg. Da ich nicht bereit bin, dem Herr Multimilliardär auch nur 20,- Euro in den Hintern zu schieben, macht die Sache einfach keinen Spaß mehr. Denn selbst, wenn mir der Zwanziger egal wäre, was hätte ich davon? Irgendwelche Bots und Allesklicker aus Südostasien würden meine Anzeige klicken und mir damit Kosten verursachen. Aufs Punkadvent kommen diese Leute aber ganz bestimmt nicht.
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